Donnerstag, 28. August 2008

"Red-Red without meat, please!"

Zu den meisten ghanaischen Gerichten gehoert Fleisch. Oft ist es aber kein Problem, das angebotene Huehnchen, Lamm oder den Fisch freundlich abzulehnen und koestliches "red-red" ganz ohne Fleischbeilage zu geniessen. "Red-Red" sind fritierte, suesse Kochbananen und eine rote, scharfe Tomatensosse mit Bohnen und Zwiebeln. Wir sind so begeistert, dass wir fast verstehen koennen, dass es Postkarten gibt, auf denen ein Teller mit diesem Gericht darauf zu sehen ist. Ebenso haben wir das typisch ghanaische Fufu liebgewonnen: ein Brei aus Manniok und Kochbanane, der als Kloss zubereitet und meisten in einer Suppe serviert wird. Ueberhaupt werden viel Suppen und Sossen gegessen- stets recht stark geschaerft mit den zahlreichen verschiedenen Pfeffersorten.
Knollenfruechte wie Manniok, Yams, Taro und Suesskartoffeln werden in Suedghana angebaut und daher auch in den suedlichen Regionen haeufig gegessen. Im Norden gibt es mehr Mais, Hirse und Reis- sowohl auf Feldern als auch auf den Tellern. Doch sehr hauefig fuellen Importe die Toepfe und Schuesseln. Vor allem Weizen, Reis und Fleisch werden in grossen Mengen eingefuehrt und die auslaendischen Waren sorgen dafuer, dass sich auch europaeische Vorstellungen vom Aussehen eines Supermarktregales erfuellen. Im Prinzip gibt es hier fast alles zu kaufen, was es in Europa auch gibt.
Denke global, aber esse lokal! Schoen gesagt. Und getan? Griffen wir ohne viel Aufmeksamkeit auf die Etiketten ins Supermarktregal, so ist die Wahrscheinlichkeit, eine importierte Ware aus den USA, einem der EU-Staaten, Suedafrika, Thailand, Singapure oder dem Libanon zu greifen sehr viel groesser als einen in Ghana produzierten Artikel zu erwischen. Also Augen auf beim Essenskauf! Mittlerweile streichen wir eine aus Ghana stammende Schoko-Nuss-Creme auf's Brot, kochen in Ghana hergestellte Nudeln oder versuchen uns in der Fufu-Zubereitung aus fertiger Manniok-Bananenmehl-Mischung. (Achtung! Schwierig ist, das zeigt die Erfahrung unseres ersten Versuchs, den Topflappen nicht an der Flamme vom Gasherd abzufackeln...nun gut, das haette Ramona auch bei jedem anderen Gericht passieren koennen.)
Schilder, die auf einen Vor-Ort-Verkauf von lokalem Reis hinweisen, haben wir zwar entdeckt, aber die Felder in der Naehe dieser Schilder sahen nicht sehr umweltschonend behandelt aus. Reklameplakatte werben fuer die Tomatensosse "La Bianca- Made in Ghana", aber die haben wir leider noch nicht finden koennen. Fuer Obst und Gemuese haben wir inzwischen unseren Stamm-Vegetable-Shop, ein Bretterverschlag mit freundlichen Verkaeuferinnen, die nun auch gern unseren Leinenbeutel befuellen, statt uns kleine schwarze omnipraesente Plastikbeutel fuer jede Sorte anzudrehen.
Von den StrassenhaendlerInnen beziehen wir unsere fast taegliche Schokoration. Die Schokolade mit dem schoenen Namen "Kings Bite" hat laut Packungsaufschrift angeblich schon "viele internationale Preise" gewonnen. Aber uns ist ein Raetsel, wofuer das gewesen sein soll. Vielleicht fuer Bissfestigkeit oder extreme Hitzeresistenz. Oder es war der Trostpreis. Der Knaller ist sie jedenfalls nicht. Aber was tut man nicht alles fuer die lokale Sache.
Bier trinken wir wegen unserer Malaria-Prophylaxe zwar nicht, aber theoretisch gibt es vier verschiedene in Ghana gebraute Sorten. Leider wird uns auch der Genuss des Palmweins unentdeckt bleiben.
Dafuer haben wir jede Menge lokalen roten Pfeffer gekauft- schliesslich sind wir hier "wo der Pfeffer waechst".

Fotografische Impressionen

Toepfer in Kumasi

Die alte Eisenbahnlinie in Kumasi (siehe "Im Hotelzimmer")

Reisen mit dem STC-Bus (siehe "In Ghana gibt es.....")
Kumasi




Fahrradverkauf vom LKW (siehe "Take your pictures!")





Mittwoch, 27. August 2008

arm - aermer - am aermsten

Armut ist immer relativ zu betrachten: Wer ist mehr, wer ist weniger arm als jemand anderes und von Land zu Land ist man ab einem anderen Punkt arm. Wenn wir sagen, dass die Menschen in Ghana nicht die Aermsten unter den Armen sind, aber noch immer viel weniger reich, als wir in Europa - was ist damit gemient?
Eine weitlaeufige Definition von relativer Armut heisst: Arm ist, wer weniger als 50% des Durchschnittseinkommens in einem Land zur Verfuegung hat. Das ist wenig greifbar, wenn wenig Wissen ueber die Einkommensverhaeltnisse und die Preise in einem Land besteht. Ausserdem ist dies schwierig zu messen, wenn eine grosse Zahl der Menschen im sog. informellen Sektor beschaeftigt sind, d.h. keine offiziellen Daten ueber die Hoehe des Einkommens verfuegbar sind und diese auch sehr unregelmaessig sein kann.
Also ganz konkret gesprochen:
In Ghana haben 75% der Menschen weniger als 2 $ am Tag zur Verfuegung. 50% muessen sogar mit weniger als einem Dollas am Tag auskommen. Nicht so schlimm, weil in einem "armen" Land wie Ghana die Preise nciht so hoch sind? Man bekomme mehr dafuer, als wir in Deutrschland fuer diesen Betrag kaufen koennten? Weit gefehlt! Ein Laib Weizenbrot kostet derzeit 1,50 Ghana-Cedis (1 Ghana-Cedi entsprciht in etwa einem US-Dollar). Und die Preise steigen staendig, da Weizen importiert wird und alle Importprodukte in den letzten Momaten rasant teurer wurden. 1,5 Liter Mineralwasser kosten etwa 70 GP ("Cent"). Fuer einen Cedi bekommt man ein Dutzend kleiner Banenen - mehr nicht.
Das klingt nun wieder nach ziemlich grossem Elend. Und doch ist es das nciht - im Verhaeltnis zu anderen afrikanischen Staaten.
Denn immerhin haben in den Staedten 91% der Leute Zugang zu (sauberen) Leitungswasser (auf dem Land sind es etwa 64%) und die medizinische Versorgung ist nciht so desastroes, wie in manch anderen Staaten. Die (relativ) gute Ernaehrungs- und Gesundheitssituation schlaegt sich z.B. offensichtlich in der steigenden Lebenserwartung niedr.
Wer in Deutschland arm ist, dem/der fehlt auch oefter eine warme und vor allem ausgewogene Mahlzeit - und hat in Folge dessen eine geringere Lebenserwartung als die menschen gutsituierter Schichten Deutschlands. Aber wer in Deutschland arm ist, hat auf jeden Fall trinkbares Leitungswasser zu Hause und wird im Krankenhaus versorgt. So unterscheidet sich die Kindersterblichkeit zwischen den vrschiedenen Schichten in Deutschland nicht (oder zu mindest nciht erheblich). In Ghana ist sie jedoch in den aermeren Schichten signifikant hoeher, als in wohlhabenden. Wer in Ghana arm ist, fehlt viel schneller als in Deutschland das existentiell Notwendige und hat mit einer hoeheren Wahrscheinlichkeit immer noch ein bisschen mehr zum (Ueber-)Leben, als Arme in anderen afrikansichen Staaten.
So kann furs Erste Armut in Ghana anschaulich beschrieben werden.

Dienstag, 26. August 2008

Im Hotelzimmer II

Wir wussten, dass wir in eines der aermeren Laender der Welt reisen, in dem die Menschen mit Hunger, Armut und Krankheit zu kaempfen haben (dazu spaeter Konkreteres). Auch hatten wir im Reisefuehrer gelesen, dass die EinwohnerInnen dieses Landes "die freundlichsten Menschen der Welt" seien (so wie es auch in den Reisefuehern von Schottland, Mecklenburg, Suedafrika und Griechenland steht). Nach kurzer Recherche hatten wir auch erfahren, dass Ghanas Grossstaedte zwar ein Muellproblem haben, aber alles in allem der Staat aufstrebende Wirtschaft hat und die Kriminalitaet hier ziemlich niedrig ist. Hunger, Aids und Armut sind hier wesentlich weniger verbreitet als z.B. in einigen westafrikanischen Staaten und Buergerkriege kennt Ghana auch keine. So ist es Traumziel aller EntwicklungshelferInnen- nicht weil Hilfe hier am noetigsten waere, sondern weil man hier weitesgehend unbelaestigt von verhungernden Kindern und Maschinengewehren Brunnen graben kann.
Genau das alles hat aber Ghana fuer uns interessant gemacht. Es zeigt, dass es in Afrika mehr gibt als in einem dreiminuetigen Tagesschaubeitrag ueber einen Diktator passt und mehr als in den Tierbuechern Brehms und den spaeten Bildbaenden Riefenstahls zu finden ist. Wir sind nicht nach Ghana zu fahren, um das komplett "fremde" hier zu bestaunen. Wir wollen sehen, wie sich Globalisierung auswirkt. Was als unklare Vorstellung, zumindestens bei mir Christian, begann, formiert sich schon nach der ersten Woche zu klaren Fragen: Wo tauchen eigentlich die ganzen alten PC-Monitore wieder auf, die wir in Deutschland aller zwei Jahre gegen neue austauschen. Warum haben so viele Trotros hier Aufschriften wie "Heizungsbau Werner, Baden-Baden" oder "Fliesen-Harry, Berlin-Spandau"? wie geht eine scheinbar unkontyrolliert rasant wachsenden Stadt wie Accra mit ihrem Muellproblem um? Dazu und zu vielen anderen Fragen wollen wir fuer uns moegliche Antworten sammeln und als geschriebenes und fotografiertes Bild mit nach Hause bringen. Und genau dafuer muessen wir hinsehen. Wir muessen uns ueberall umschauen und nach den Monaten hier nicht nur "die weissen Straende, das schoene Hotel und die lustigen Giraffen" loben zu koennen. Doch kann dieses genaue Hinsehen schnell in Voyerismus umschlagen und um das zu verhindern, braucht es Taktgefuehl, Mitgefuehl und Feingefuehl. Jeder Ghanaer und jede Ghanaerin sieht uns sofort an, dass wir fuer ihre Massstaeben "reich" sind und das wir weder auf dem Markt noch im Trotro sein muessten, weil wir auch in Restaurants essen und Taxifahren koennten. Wir sind "fehl am Platz" und koennen es nicht verbergen. Wir fallen immer auf, wir haben einfach eine andere Hautfarbe als 99% der Menschen um uns. Sie wissen, dass wir ihr "schicksal" im Guten wie im Schlechten nicht teilen muessen. Aber wir interessieren uns dafuer und fuer die europaeisch-nordamerikanische Rolle darin, die wir durch unser Leben in Deutschland bestimmen. Ich glaube nicht daran, dass Konzerne und Regierungen in Europa per se "boese" sind aber ich glaube, dass jede/r Einzelne mit seiner Lebensweise, mit ihrer Wahlentscheidung aber vor allem mit dem entsprechendem Konsumverhalten weitreichende Verantwortung uebernehmen muss. Und wofuer, das schauen wir uns in Ghana exemplarisch an. Es gibt zu unserer Art zu reisen fuer uns keine Alternative. Das Alltagsleben der Menschen teilen zu wollen waere mit Auslandskrankenversicherung, Travellerschecks fuer den Notfall und Rueckflugticket nicht mehr als pervers inszenierter Abenteuerurlaub. Wegzusehen wuerde uns in Richtung derer ruecken, die im Urlaub ihre Hotelanlange nur fuer eine Safari verlassen. Beides waere unehrlich.
Goennen wir lieber dem Hotelbesitzer und dem Kellner seinen Verdienst und sorgen wir so auch dafuer, dass wir beide ohne Durchfall und ausgeschlafen Antworten auf unsere Fragen im stressigen Chaos Kumasis oder Accras suchen koennen- damit ist hoffentlich allen am meisten geholfen.

Im Hotelzimmer

...duschen wir den Staub ab, der sich vom Wind und den vorrueberfahrenden Autos aufgewirbelt auf unserer Haut festgesetzt und unsere Haare verklebt hat. Aus der Leitung kommt kaltes, klares Wasser und der erfrischende geruch des Shampoos loest nicht nur den Staub aus den Haaren sondern auch den auf Dauer Uebelkeit erregenden Gestank von Abgasen, brennendem Plastik und in der tropischen Sonne liegendem Fisch aus der Nase.Erschoepft von der Hitze und den Eindruecken des Tages legen wir uns unter das Moskitonetz. Dreck und Armut bleiben draussen aber das Bild davon bleibt in unseren Koepfen. Die Menschen in Ghana sind nicht die Aermsten dieser Welt. Wir sahen in Accra und Kumasi bisher nicht mehr Bettler und obdachlose Frauen als in der Hamburger Innenstadt. Die Leute sind schlicht aber stets ordentlich gekleidet. Gern moechten wir gemeinsam mit den Wahlplakaten der Parteien, den vielen Beitraegen in den Zeitungen und im Fernsehen verkuenden, dass es vorran geht mit Ghana und dass es den Menschen hier nicht schlecht geht. An vielen Stellen werden wir dies auch tun, aber dennoch steht an diesem Abend vor meinen Augen dieses Bild: Auf unseren Erkundungen der Stadt ueberqueren wir auf einer Fussgaengerbruecke den ehemaligen Bahnhof von Kumasi. Die alte bahnstrecke scheint die Stadt in zwei Teile zu gliedern. Auf der einen Seite werden ueberwiegend Haushaltswaren und Autozubehoer am Strassenrand angeboten, auf der anderen Seite sind es fast ausschliesslich Obst, Gemuese, Fleisch und Fisch. Auf der der einen Seite sieht man hin und wieder weisse Touristen, auf jener, auf der wir jetzt gerade stehen, nicht. Wir gehen durch die geschaeftige Menge und suchen einen Weg entlang der vielbefahrenen Strasse inmitten einer Menschenmasse, die sich zwischen aufgetuermten Lebensmitteln und den rufenden Marktfrauen hindurch schiebt. Uns scheint, als waeren die Kleider der Menschen hier an manchen Stellen schmutzig, als wiesen sie sichtlich mehr Loecher auf und als waeren die Blicke, die uns treffen...anders- vielleicht erstaunter, vielleicht neugieriger. Der Geruch von Urin, Abfaellen, Abgasen , Fleisch und Fisch ist beissend. Der Boden ist zum Teil schlammig. Wir sind auf dieser Seite Kumasis fehl am Platze! Denn was wollen wir? Hier unsere Einkaeufe machen? Nein. Das Elend betrachten? Nein. Almosen verteilen? Nein. Also bahnen wir uns unseren Weg durch die Menge, steigen ueber die alten Bahngleise und siond nach ener viertel Stunde auch schon wieder auf der anderen, auf der Seite Kumasis, die wir mit irgendwie leichterem Gewissen irgendwie betrachten. Es war sicherlich nicht das groesste Elend Ghanas, was wir da so kurz zu Gesicht bekommen und trotzdem bleibt mir dieses Bild, erinnert mich daran,dass nicht alles immer bunt und schoen, entspannt und froehlich ist. Und es ruft Fragen hervor. Fragen nach der Angemessenheit von Reisen durch aermere Regionen der Welt, an den eigenen Anspruch, den beiderseitigen Nutzen und an die eigenen Verantwortung, die sich vielleicht schon allein daraus ergibt, dass wir wohl genaehrt im weichen Bett liegen und andere Menschen heute wie jede Nacht mit dem geruch von Abgasen und brennendem Plastik in der Nase einschlafen muessen.

Montag, 25. August 2008

Ingesamt gibt es 35.000 Strassenkilometer in Ghana

...von denen etwa 10.000 km asphaltiert und 6.500 zumindestens planiert sind.
ImSueden entlang der Kueste verbindet das Strassennetz die Staedte Accra und Takoradi sowieso weitere Kuesten- und Hafenorte wie Cape Coast und Elmina. Von Accra aus richtung Norden fuehren 649 asphaltierte Kilometer bis nach Tamale. Diese Strasse verbindet viele der wichtigsten Staedte wie Nsawam, Nkawkaw, Konogo, Techiman und Kintempo.
Fuer 10 Ghana-Cedi (umgerechnet etwa 7 Euro pro Person) bewegen wir uns per klimatisierten Bus in rund 6 Stunden 260 Kilometer von Accra richtung Norden nach Kumasi- wovon 1,5 Stunden dafuer draufgehen, ueberhaupt aus Accra raus zu kommen und etwa 10 Haendlerinnen und Haendler sich ein paar mal durch den Gang des Buses quetschen und sie dann wieder aussteigen zu lassen. Nachdem ausreichend Proviant sozusagen "last minute" erstanden wurden ist, geht es die naechsten 4,5 Stunden ruhig und gelassen in nicht all zu schnellem Tempo aber doch stetig vorran. Unterhalten werden die Fahrgaeste aus dem Radio mit Songs, die so schoen einpraegsame Refrains haben wie "Barak- Barak - Barak Obama" oder Produkten der ghanaischen Filmindustrie mit den Titeln "Kumasi Friends" und "Mr. Trouble". Waehrend die meist kreischenden Protagonisten der Soaps fuer Erheiterung bei den ueberwiegend ghanaischen Fahrgaesten sorgen, sind wir eher erstauntueber die fuer uns so ungewohnt ueppige Vegetation. Der laengsten Teil der Strecke fuehrt uns durch "Regengruenes Waldgebiet". jetzt, gegen Ende der Regenzeit, sind die Kronen der bis zu 50 Meter hohen Baeume dieses Gebietes, wie ihr Name schon sagt, dicht und gruen. In der Trockenzeit werden sie ihre Blaetter abwerfen und nur das dichte Unterholz wird gruen bleiben. Immergruenen Feuchtwald, wie man sich "richtigen tropischen Dschungel" vorstellt, gibt es heute in Ghana nur noch im Suedwesten des Landes an der Grenze zur Elfenbeinkueste. die urspruengliche Flaeche an Regenwald von 85.000 Quadratkilomtern (Ghana Gesamtflaeche: 239.460 qkm) wurde auf ein Viertel dessen reduziert. Zunaechst hatte Grossbritannien nach dem 2. Weltkrieg grosse Flaechen gefaellt und gerodet, um Edelhoelzer zu verkaufen soweis Kakao- und Kaffeplantagen und Ananasfarmen anzulegen. Auch nach der Unabhaenigkeit Ghanas von GB 1957 ging der Holzschlag und der Export von Edelhoelzern weiter. Mittlerweise ist der Export von bestimmten Artenaus Naturschutzgruenden nicht mehr zulaessig und es ist verboten, unverarbeitetes Rohholz ins Ausland zu verkaufen, um die lokale verarbeitende Industrie zu schuetzen. Flora, Fauna und ihre Vielfalt ist, wie vielerorts, auch in Ghana stark gefaehrdet aber die Bestrebungen, sie zu schietzen, wachsen. Noch werden immer wieder Pflanzen und Tierarten neu entdeckt, die sich zu den 1200 bekannten verschiedenen Palmenarten und den zahlreichen Ficus-, Lianen-, Bromellien- und Orchiedenarten reihen.
Fuer uns ist die Landschaft, die wir durch das Busfenster betrachten, zunaechst einfach nur faszinierend in ihrer Schoenheit aus unterschiedlichsten Formen und Farben.

"Take your picture! It is no problem."

...meinte der Kuehlschrankhaendler. Auch zwei Maenner auf einem Balkon ermutigten, weiter zu machen. Christian war gerade dabei zu fotografieren, wie Fahrraeder von einem LKW-Anhaenger herunter verkauft wurden. Dabei ging es lebhaft zu, Zwei stritten heftig um ein Hollandrad. Und als sie merkten, dass Christian sie fotografierten, drohte einer der beiden mit der Faust.
Wie sich hier der Kuehlschrankhaendler in das junge Reportagefotografenglueck eingemischt hat, findet sich in Ghana immer jemand, der bei Dingen hilft, bei denen seine Hilfe eben gebraucht wird. Da ghanaische Taxifahrer oefter mal keine Ahnung haben, wo das gewuenschte Fahrziel liegt, steigt manchmal spontan ein vorbeikommender Schuljunge mit ein und lotst unser Taxi in die richtige Strasse, manchmal helfen andere Taxifahrer und diskutieren, wo ungefaehr der gesuchte Stadtteil sein koennte. Im Trotro uebernehmen andere Passagiere die Wechselgeldverteilung und wenn sich auf einer Kreuzung der Verkehr festgefahren hat, findet sich ein Passant, der sich als Verkehrspolizist versucht, und den Knoten loest. Aufmerksame Menschen merken auch, dass wir manchmal etwas ratlos rumstehen und fuehren uns dann zum gesuchten Hostel oder weissen uns auch mal freundlich darauf hin, dass es in Ghana ueblich ist, mit dem Taxi zu fahren und nicht zu Fuss die staubige Strasse eine Stunde lang zu gehen (Hey Jungs, das ist Sightseeing! ;-) )
So finden sich also fuer jedes Problem Helferinnen und Helfer, die es loesen. Eine Gelegenheit, um uns fuer die viele freundliche Unterstuetzung zu revanchieren, hatten wir auch schon: auf einer sechstuendingen Busfahrt entlassteten wir fuer eine gute Stunde einen leicht gestressten Vater und brachten seinem hyperaktiven Kind Papierflugzeugfalten bei.
Und den Streit um das Hollandrad hat Chistian nach kurzem Zoegern weiter fotografiert. Haette ihm der Streithahn wirklich die nase eindellen wollen, haette sich sicher jemand eingemischt und ihn daran gehindert.

Montag, 18. August 2008

"This is the way we carry our children."

...sagte Joseph, den wir seit 10 Minuten kannten, der seit 9 Minuten unser selbsternannter Guide und seit 6 Minuten auch noch unser "brother" war und zeigte uns ein Bild, auf dem eine ghanaische Frau klar erkennbar ihr Kind trug. Alles klar also! Doch wesentlich spannender ist, wie eben diese Frauen mit ihren Kindern, ihren Einkaufstueten, ihren Kisten und all diesen anderen Menschen durch die Stadt befoerdert werden: in Trotros.
Ein Trotro, das ist eigentlich wie ein deutscher Stadtbus- nur dass es keine festen Haltestellen hat, nur 14 Sitzplaetze hat- wo aber auch mal 18 Leute reinpassen-, man immer, wenn jemand ausgestiegen ist, einen Platz nach hinten durchrutscht, damit neue Fahrgaeste Platz haben, die Fahrziele bestaendig aus dem Fenster gerufen werden, alle zwei Minuten eines kommt, dass es mit Hupen um Fahrgaeste wirbt und dass die Preise sich nach der jeweilig gefahrenen Strecke richten und nicht auf "Tarifzonen" beruhen. Es gibt also keine verschriftlichten Fahrplaene, keine markierten Haltestellen, und keine zeitlich festgelegte Taktung. Das waere einfach nicht realisierbar: der dichte Verkehr laesst keine Prognosen ueber die Fahrdauer zu, Strassenschilder gibt es selten und wie die Strassen heissen, interessiert die Leute noch weniger. Orientierung bieten die "Circles", die Schnittstellen der grossen Strassen, markante Punkte wie bestimmte Gebaeude oder Maerkte z.B..
Was uns zunaechst als willkuerliches Gehupe, aufdringliches Geschrei und planloses Umhergegurcke erschien, entpuppt sich uns bereits am zweiten Tag als ein funktionierendes System des Alltags, das das ganz normale Leben Accras am Laufen haelt. Ein Trotro kommt irgendwann, hat Platz oder auch nicht und die Ein- und Aussteige sind flexibel- aber es kommt ganz sicher, nimmt Dich mit, die Leute machen Platz, hat eine zuverlaessig immer gleiche Strecke und laesst Dich auf dieser raus, wo es Dir am besten passt. Alles laeuft! Es funktioniert und wir machen mit: Ramona quatscht mit den Leuten ueber das gewuenschte und angebotene Fahrziel, Christian haelt Ausschau nach den optimalen Aus- und Umstiegspunkte und alle Leute helfen, dass wir sowohl das richtige Trotro erwischen als auch die Kommunikation zwischen dem Trotro-Boy und uns klappt.
Ein Trotro ist, wie gesagt, ein ganz normales Verkehrsmittel, das seine Fahrgaeste klappernd, hupend und ein bisschen zusammengequetscht von A nach B bringt.

"If you don't know where you are, you are lost!"

...sagte er und schickte uns in die voellig falsche Richtung. Doch bevor er uns ziehen lies, fragte er dann doch noch mal seinen Freund, der unsere anfaengliche Vermutung bestaetigte, dass wir nicht ganz verkehrt waren. Und so fanden wir nach unserem ersten Ausflug ins Zentrum von Accra- wahrscheinlich mit wesentlich mehr Glueck als Verstand- zurueck zu unserem derzeitigem Zuhause.
Das unterscheidet sich eigentlich nicht so sehr von unserer Wohnstaette in Goettingen- abgesehen davon, dass hier die Klospuelung funktioniert und uns ein Kuehlschrank zur Verfuegung steht, den wir auch nutzen werden, um darin Lebensmittel zu lagern.
Die Lebensmittel, die wir bei unserem ersten Einkauf in einem kleinen Supermarkt, wenige hundert Meter von unserem Zimmer entfernt, erstanden haben, haben weite Reisen hinter sich: Sie kommen aus den USA (Tomatensosse), Grossbritannien (Kekse), Thailand (Reis) und dem Libanon (Linsen und Marmelade). Nudeln gab es schliesslich doch "Made in Ghana", der Wassername "Voltic" verweist auf den lokalen Ursprung und mit dem Kauf des Brotes aus der "Hope for life"-Bakery haben wir dann also doch noch etwas gutes getan denn die Verpackungsaufschrift verspricht, dass mit diesem Kauf die "handicaped community" in Ghana unterstuetzt werde. Moege es wahr sein! Davon gehen wir aus- auch wenn bei der Begruessung am Flughafen klar wurde, dass nicht unbedingt immer drin ist, was drauf steht. Das Visum fuer drei Monate berechtigt eben nur fuer einen Aufenthalt von 60. Na denn... Auch fuer einen Teil von uns ein Aufenthalt von mehr als 60 Tagen geplant und somit auch der Einreisekarte angegeben war, sind wir freundlich willkommen geheissen worden. Wir sind da, das zunaechst zumindest auch nicht illegal. Nach einem langen Flug mit Zwischenstopp in Lagos(Nigeria), wo durchgebrochene, halb ausgebrannte Flugzeugwracks die Landebahn saeumen, sind wir in unserem Heim fuer die naechsten 2 bzw. 2,5 Monate angekommen und haben tief und fest geschlafen. Bis zum Morgen, unserem ersten vogelgezwitscherdurchwebtem Morgen in Ghana, der "Goldkueste". Bis wir geweckt worden- von einem herzinfarktlautem Troeten des Zuges, der um 6:30 die Bahnstrecke neben dem Haus ratternd passierte. Hupen ist hier offensichtlich (bloss des Kraches wegen oder zur Begruessung, wie es scheint) nicht nur auf der Strasse sondern auch auf der Schiene angesagt.
Akwaaba! Willkommen also!

Mittwoch, 13. August 2008

Abschied

So,

jetzt sind wir am Vorabend des Abschieds angelangt. Damit wir über alles Bescheid wissen, was Ihr so treibt, haben wir Euch einen Blog eingerichtet. Das heißt Ihr müsst Euch jeden Tag mindestens einmal bei uns melden, damit wir Eure Sachen nicht versteigern, oder sonstige lustige Dinge damit anstellen. Also Ran an die Tasten und redet Euch nicht damit raus, dass es in Ghana keine Umlaute gibt! Wir werden Euch vermissen und sind gespannt was Ihr uns so schreiben wollt!

Grüße

Julia, Nadine, Jan und Christina