Dienstag, 26. August 2008

Im Hotelzimmer

...duschen wir den Staub ab, der sich vom Wind und den vorrueberfahrenden Autos aufgewirbelt auf unserer Haut festgesetzt und unsere Haare verklebt hat. Aus der Leitung kommt kaltes, klares Wasser und der erfrischende geruch des Shampoos loest nicht nur den Staub aus den Haaren sondern auch den auf Dauer Uebelkeit erregenden Gestank von Abgasen, brennendem Plastik und in der tropischen Sonne liegendem Fisch aus der Nase.Erschoepft von der Hitze und den Eindruecken des Tages legen wir uns unter das Moskitonetz. Dreck und Armut bleiben draussen aber das Bild davon bleibt in unseren Koepfen. Die Menschen in Ghana sind nicht die Aermsten dieser Welt. Wir sahen in Accra und Kumasi bisher nicht mehr Bettler und obdachlose Frauen als in der Hamburger Innenstadt. Die Leute sind schlicht aber stets ordentlich gekleidet. Gern moechten wir gemeinsam mit den Wahlplakaten der Parteien, den vielen Beitraegen in den Zeitungen und im Fernsehen verkuenden, dass es vorran geht mit Ghana und dass es den Menschen hier nicht schlecht geht. An vielen Stellen werden wir dies auch tun, aber dennoch steht an diesem Abend vor meinen Augen dieses Bild: Auf unseren Erkundungen der Stadt ueberqueren wir auf einer Fussgaengerbruecke den ehemaligen Bahnhof von Kumasi. Die alte bahnstrecke scheint die Stadt in zwei Teile zu gliedern. Auf der einen Seite werden ueberwiegend Haushaltswaren und Autozubehoer am Strassenrand angeboten, auf der anderen Seite sind es fast ausschliesslich Obst, Gemuese, Fleisch und Fisch. Auf der der einen Seite sieht man hin und wieder weisse Touristen, auf jener, auf der wir jetzt gerade stehen, nicht. Wir gehen durch die geschaeftige Menge und suchen einen Weg entlang der vielbefahrenen Strasse inmitten einer Menschenmasse, die sich zwischen aufgetuermten Lebensmitteln und den rufenden Marktfrauen hindurch schiebt. Uns scheint, als waeren die Kleider der Menschen hier an manchen Stellen schmutzig, als wiesen sie sichtlich mehr Loecher auf und als waeren die Blicke, die uns treffen...anders- vielleicht erstaunter, vielleicht neugieriger. Der Geruch von Urin, Abfaellen, Abgasen , Fleisch und Fisch ist beissend. Der Boden ist zum Teil schlammig. Wir sind auf dieser Seite Kumasis fehl am Platze! Denn was wollen wir? Hier unsere Einkaeufe machen? Nein. Das Elend betrachten? Nein. Almosen verteilen? Nein. Also bahnen wir uns unseren Weg durch die Menge, steigen ueber die alten Bahngleise und siond nach ener viertel Stunde auch schon wieder auf der anderen, auf der Seite Kumasis, die wir mit irgendwie leichterem Gewissen irgendwie betrachten. Es war sicherlich nicht das groesste Elend Ghanas, was wir da so kurz zu Gesicht bekommen und trotzdem bleibt mir dieses Bild, erinnert mich daran,dass nicht alles immer bunt und schoen, entspannt und froehlich ist. Und es ruft Fragen hervor. Fragen nach der Angemessenheit von Reisen durch aermere Regionen der Welt, an den eigenen Anspruch, den beiderseitigen Nutzen und an die eigenen Verantwortung, die sich vielleicht schon allein daraus ergibt, dass wir wohl genaehrt im weichen Bett liegen und andere Menschen heute wie jede Nacht mit dem geruch von Abgasen und brennendem Plastik in der Nase einschlafen muessen.

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