Mittwoch, 3. Dezember 2008

"Die Leute in Ghana haben zu viel Zeit für Politik."


Am 7. Dezember wird gewählt in Ghana. Das Land gilt als eines der stabilsten und friedlichsten auf dem afrikanischen Kontinent. Doch wie plötzlich sich das ändern kann, zeigten die Ausschreitungen Ende des letzten und Anfang diesen Jahres in Kenia. Was also könnte gewalttätige Auseinandersetzungen in Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen in Ghana verursachen?

Kwame hält die Oktober Ausgabe des BBC Magazins Focus on Africa in den Händen. Die Einleitung des Artikels, den er aufgeschlagen hat, spricht davon, dass sich die GhanaerInnen im Vorfeld der kommenden Wahlen nicht so wohl fühlen, wie es sonst der Fall gewesen sei. „Was meinst du, wird es ruhig bleiben?“ Frage ich ihn. „Ich denke schon. Aber vielleicht auch nicht. Die Leute in Ghana haben zu viel Zeit für Politik. So viele Leute sind arbeitslos. Sie haben nichts zu tun. Wahlkampf ist Abwechslung. Eine Wahlniederlage ein Zeichen deines persönlichen Versagens.“
Und wer will schon zugeben versagt zu haben? Ist es nicht einfacher die Anderen, die Rivalen, die Betrüger verantwortlich zu machen?
Von 22,4 Millionen EinwohnerInnen sind nach unterschiedlichen Angaben 20 oder 30% arbeitslos. Doch was soll sich unter 30% Arbeitslosigkeit vorgestellt werden, wenn 75% von weniger als 2 Dollar am Tag leben? Heißt nur arbeitslos sein, arm zu sein? Heißt Arbeit haben, Geld übrig zu haben? Und was bedeutet etwas zu tun haben, was heißt eine Lebensaufgabe haben, sich in der Freizeit zu vergnügen, wenn es neben Arbeit, neben Lebenserhalt keine Kinos, keine öffentlichen Schwimmbäder mit erschwinglichen Eintrittspreisen, keine gepflegten Parks und Strände gibt, kein Geld da ist für eine Vereinsmitgliedschaft, für Ausflüge, für Konzerte oder Theater.
Auf Wahlkampfveranstaltungen gibt es reichlich zu essen, eine Partei hat immer Aufgaben für dich und der Präsidentschaftskandidat ist der Mann, der dir verspricht, dass durch ihn eine bessere Zukunft anbricht. Parteien haben in Ghana wenig konkrete Programme. Sie haben Personen an ihrer Spitze und eine Anhängerschaft, die Zeit und ein persönliches Bedürfnis hat, sich inbrünstig für sie einzusetzen.
Wahlkampf als Freizeitbeschäftigung oder gar Lebensaufgabe ist nur ein Aspekt weswegen, die Zeit um die Wahlen eine Zeit der Anspannung ist.

Ein Dozent der University of Ghana in Legon meint, Politik und Wahlkampf in Ghana seien hochgradig perso-
nalisiert.
Eine Wahlniederlage bedeute nicht, dass die Bewerbung um ein Amt fehlgeschlagen sei, sondern eine Person und das, wofür sie stehe, abgelehnt werde. Es sollte nicht heißen, dass die Demokratie in Ghana nicht funktioniere, sondern vielmehr, dass sich die Akzeptanz einer legalen Herrschaft noch nicht etabliert habe, meint der Soziologiedozent.
Er meint mit legaler Herrschaft, eine Herrschaftsform, die sich auf eine gesetzmäßige Ordnung stützt und bezieht sich damit auf die Herrschaftstypologie von Max Weber (legal meint hier: auf einem schriftliches Gesetz beruhend, von dem lat. Wort lex für Gesetz; legal meint hier nciht legitimiert).
Im Gegensatz zur legalen Herrschaft beruft sich die traditionale Herrschaft nach Weber auf das Verfahren, „wie es schon immer war“. Eine solche Regierungsform, wie sie „seit jeher besteht“ liegt in Ghana in Form der Chieftancy vor (der Gemeindevorsitz, der sich innerhalb einer ethnischen Gruppe aus einer bestimmten Familie rekrutiert). Chiefs beziehen ihre Autorität aus der von allen akzeptierten Tradition, dass diese Personen die Gemeinde vertreten und leiten. Diese Tradition, die Akzeptanz der Herrschaft und der Autorität der Worte des Chiefs, zu der es für seine Gemeinden zu der Zeit seines Vorsitzes keine Alternative gibt, wird von Generation zu Generation weitergegeben.
In Ghana treffen verschiedene Formen der Herrschaft und ihrer Legitimation aufeinander, konkurrieren und vermischen sich.
Unter zwei Aspekten, darf die Bewerbung um das Amt des Präsidenten also deshalb aus Sicht vieler AnhängerInnen nicht scheitern: Zum einen sahen die UnterstützerInnen ihre persönliche Aufgabe darin, diesem Menschen zur Präsidentschaft zu bringen. Zum anderen kann, wird die Situation nach dem weberianischen Modell interpretiert, nur die Herrschaft dieser einen ganz bestimmten Person legitimiert werden – und keiner anderen.
Dass nach diesem Verständnis die Einordnung in ethnische Gruppen der Präsidentschaftskandidaten und ihrer AnhängerInnen zum Tragen kommt, liegt auf der Hand.
Nicht nur die Werte der Demokratie, sondern ebenso die Loyalität gegenüber der Verfassung statt der uneingeschränkten Ergebenheit an eine Person muss vermittelt werden.
Gerade die Schule spielt hierbei eine zentrale Rolle. Doch eine AnalphabetInnenrate der über 14 jährigen Personen von etwa 22% lässt Rückschlüsse darauf zu, dass in Ghana keine Garantie auf einen Zugang zu qualitativ hochwertige Ausbildung gewährleistet ist. Die Vorstellungen über Gestaltung und Legitimierung von Herrschaftssystemen werden also maßgeblich von Älteren an Jüngere weitergegeben. Veränderungen, die Etablierung einer Erneuerung wird so massiv erschwert.
Eine Loslösung vom Personenzentralismus und somit von der Rolle der Ethnizität für die Wahlentscheidung, würden differenzierte Programme, die Behandlung von konkreten Fragen im politischen Diskurs ermöglichen.

Doch so lange die Menschen keine Gelegenheit haben, durch mehr direkte Demokratie sach- und themenbezogene Entscheidungen zu treffen, bleiben als Entscheidungskriterien die ethnische Zuordnung und das Charisma einer Person. So lange Personen statt Programme gewählt werden, bleibt die Ergebenheit, bleibt der Anspruch der Unfehlbarkeit, die, wenn nötig, mit Gewalt verteidigt wird.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Dies ist nicht das Ende, nein!

Lass dies viel mehr ein Anfang sein!


http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/24042

Unter diesem Link könnt ihr die von Christian aufgenommenen und nun bearbeiteten Bilder sehen.

Die Diskussionen über das, was wir berichteten, haben gerade erst begonnen - hier daheim, mit unseren FreundInnen und Familien. Wir möchten alle einladen, daran teilzunehmen.
Unsere erste Diskussion in einem etwas größerem Umfang fand am Sonntag, den 30. November im Stadtjugendring Göttingen mit einer Gruppe unserer FreundInnen und Bekannten statt.
hierfür hatten wir eine etwa ein-stündige Präsentation entwickelt, die in nächster Zeit vielleicht noch etwas häufiger zum Einsatz kommen wird.
So langsam laufen auch die ersten Projekte an, in denen wir uns mit unseren Eindrücken und Auffassungen einbringen können.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

System of a down

Ich stehe in der Bank, um einen Travelers Cheque zu tauschen. Mir wird diese Dienstleistung jedoch verweigert, weil ich keinen Reisepass bei mir habe. Das ist richtig, ich habe derzeit keinen Pass. Der Grund: Die Immigration Behörde hat ihn, weil ich meine Visumsverlängerung beantragt habe. Dafür behält die Behörde den Pass zwei Wochen. Ohne Pass kein Geld, sagt die Dame am Bankschalter. Sie lächelt freundlich, beinah mitleidig. Und ohne Visum? Ohne Geld? Sista, was soll ich tun? Madame, ich habe doch eine Fotokopie meines Passes. Könne sie die nicht akzeptieren? Und sie kenne mich doch aus den letzten Wochen. Ich solle warten, eine Stunde vergeht, dann tauscht sie den Cheque.
Ein anderes Mal zuvor, stürzt das gesamte Computersystem der Bank ab, als ich gerade am Schalter stehe, nichts geht mehr. Sorry, sitsta! Sagt sie. Niemand kann etwas dafür. Vorerst kann ich kein Geld bekommen. Also setzte ich mich bei kühlem Wasser aus Plastikbechern zu den anderen Wartenden. Ghana! sagt ein älterer Herr zu mir und zieht die Schultern bis an die Ohren. Ghana? denke ich und meine Gedanken schweifen zu Momenten der vergangenen Monate:
Wir kaufen Schokoladeneis in einem Supermarkt. Draußen stellen wir fest: es muss schon mal angeschmolzen gewesen sein. Salmonellengefahr! Also weg damit!
Der Strom fält aus, Ampeln an riesigen Kreuzungen funktionieren plötzlich nicht mehr, keine Polizei ist da, um den Verkehr zu regeln (die steckt vielleicht im Stau), Chaos, 20 Minuten bewegt sich absolut rein gar nichts mehr.
Bevor Kingsley sein kleines Hotel wird eröffnen können, wenn er den Innenausbau fertig gestellt haben wird, erzählt er uns, wird er das Gebäude erneut von außen streichen müssen. Bevor die letzten Dinge fertig sind, beginnen die ersten schon wieder zu rosten und zu schimmeln.
Warum klappt in diesem Land so einiges nicht einfach? Was macht den Menschen das alltägliche Leben hier so mühsam?
An der Göttingen Uni habe ich brav gelernt: Soziales muss durch Soziales erklärt werden.
An der Uni in Legon wird zur Erklärung sozialer Phänomene ein weiterer Aspekt hinzugezogen: Das Klima und die damit verbundene tropische Vegetation.
Und auch im "Paradigma der afrikanischen Krise" der Hamburger Politikprofessoren Tetzlaff und Jakobeit ist einer unter drei mal drei Faktoren die Komponente "Klima und die geographische Bedingungen".
Ja, diese Hitze! Sie macht müde, sie zermürbt. Oh, wie ich teilweise litt und innerlich fluchte, wenn ich zwischen zwei Trotrohaltestellen zum Umsteigen laufen musste in der prallen Mittagssonne: Nach wenigen Schritten rann Schweiß an meinem Köper hinab, die Haut begann zu brennen, fünf Minuten dehnten sich! Nicht nur Menschen schwächeln gelegentlich bei der Hitze. Auch Maschinen kollabieren bei hoher Temperaturbelastung, Drähte, Schienen und Asphalt dehnen sich und werden porös. Dass hier Krankheiten wie Malaria so verbreitet sind, liegt am Klima. Viele kranke und geschwächte Menschen sind eine Herausforderung für soziale, kulturelle und ökonomische Systeme. Wer einmal flach liegt in den Tropen, braucht viel länger als in Europa um wieder fit zu werden (selbst erlebt: um nach einer Mandelentzündung, Schnupfen und Dehydrierung brauchte ich mehr als eine Woche, um wieder auf die Beine zu kommen). Nicht nur Menschen werden leicht Opfer von Krankheitserregern. Sehr schnell befallen Schimmelpilze Fassaden, Gegenstände rosten in der feuchten Hitze rasant.
Es ist also nicht ganz einfach hier etwas aufzubauen und es ist sehr mühsam und aufwendig es in Stand zu halten. Das schlägt sich sicherlich in irgendeiner Weise in der sozialen Phänomenologie nieder.
Und so ist es vielleicht ein bisschen so, dass Afrika erst kein Glück hatte mit seinem Klima (teilweise natürlich nur, denn die Wärme kann für den Nahrungsmittelanbau beispielsweise, wenn genügend Wasser verfügbar ist, auch Vorteile haben) und dann auch noch das Pech des weltpolitischen Systems dazukam und die Bedingungen des Einen nicht so recht zu den Anforderungen des Anderen passen wollen.
Aber AfrikanerInnen sind nicht nur Opfer!
Europa exportiert zwar seinen Schrott hierher, das Weltwirtschaftssystem lässt afrikanischen Ökonomien kaum eine reale Chance und internationale Akteure beeinflussen massiv die innländische Politik afrikanischer Staaten.
Aber niemand zwingt die Einzelperson in unsinnigen Massen Plastiktüten zu verwenden, Müll einfach auf die Strasse und an den Strand zu kippen, korrupt zu sein oder Hass zu schüren - zumindest nicht direkt. Warum korrupte oder gewalttätige Regime auch von europäischen und/oder der US-amerikanischen Regierung geduldet oder gar gestützt werden, ist ein anderes Thema.
Ich habe in den vergangenen Monaten gelernt, dass ich aufhören muss, die Menschen in diesem Teil der Welt nur als Opfer zu verstehen und darzustellen. Damit ließe ich ihre eigens produzierte Scheiße, ihre Selbstbestimmung und ihr Reflexionsvermögen außer Acht.
Man kann es gut finden oder verurteilen: Die Welt wartet nicht auf von der Hitze oder anderen widrigen Umständen und historischen Erblasten geplagte Gesellschaften - jedenfalls nicht so lange, wie wir alle zulassen, dass das System bleibt wie es ist.
Europa und Afrika, die ganze Welt und damit wir als Einzelpersonen sind miteinander verbunden. Jede Handlung hat sichtbare Konsequenzen - vielleicht nicht immer vor der eigenen Haustür, aber auf den Strassen anderer Regionen der Welt! Das ist Globalisierung!
Passen die Regionen der Welt nur als gegensätzliche Pole zusammen?
Nun, da ich mich nach drei Monaten in Ghana heute Abend in ein Flugzeug zurück nach Deutschland setzen werde, habe ich eine Menge Bilder in meinem Kopf gespeichert. Und jedes ist mit einer neuen Frage verbunden:
Ist es Zufall, dass eine ghanaische Ölfirma und eine US-amerikanische Hilfsorganisation im selben Gebäude sitzen?
Wieso findet eine Bekannte, die in Ghana zum Thema Elektroschrott recherchiert, auf einem Platz, wo Leute (auch Kinder) mit bloßen Händen Computer zerlegen, einen Rechner mit der Kennzeichnung der US-amerikanischen Behörde für Entwicklungshilfe?
Warum behauptet eine deutsche sog. Entwicklungshelferin, sie kenne "fast alle Leute in Accra", weil sie mit etwa 2/3 der deutschen Entwicklungshilfeszene essen war?
Wurden für die strahlend weißen Papiertaschentücher eines ghanaischen Herstellers etwa Tropenhölzer verwendet?
Muss gewinnen eigentlich immer besiegen heißen?

Montag, 20. Oktober 2008

Mitten in Accra,

an einem der größten Knotenpunkte der Stadt, dem Kwame Nkrumah Circle (genannt: Circle, gesprochen etwa: Cärl) habe ich das Gefühl, als würden die Leute, die am Straßenrand Handys, alte Socken und Süßigkeiten verkaufen. mich mittlerweile kennen: Es greifen keine Hände mehr nach mir, es brüllt niemand hinter mir her. Vielleicht hat es sich herumgesprochen, dass ich hier ein paar Mal die Männer angemotzt habe, die mich am Oberarm packten.
Accra ist trotz seiner Größe und Unübersichtlichkeit doch irgendwie ein Dorf: Ständig begegnet man Leuten wieder, Dinge sprechen sich schnell herum. Obwohl alles permanent in Bewegung scheint, stehen doch immer die selben Leute an immer den selben Ecken, viele kommen nur selten aus ihren Vierteln heraus.
Und doch ist für viele aus den Villages Accra die große Freiheit.
Es drängt und zieht sie von Dörfern in die Metropole und so wächst Accra rasant und massiv: 1960 lebten hier etwa 338000 Menschen, 1980 waren es bereits an die 965000 und heute drängen sich 2,5 Mio. Menschen im Stadtgebiet (laut Ghana Statistical Service, Hochrechnung auf Grundlage der Volkszählung 2000). Die Stadt wächst nicht nur (unkontrolliert zu meist) an den Rändern, sondern wuchert auch in sich, erstickt an Abfällen und ist verstopft von Verkehr. Für knapp 2 Km vom Circle zum Makola Market braucht mein Trotro an einem Samstagnachmittag eine gute Stunde! Ich beobachte während des Stillstandes eine Gruppe aus fünf kleinen Jungen, die sich auf dem gepflasterten Streifen zwischen den Fahrspuren um das Wohlergehen eines Schafes kümmern, das einer von ihnen an einer Leine hält. Die Jungen rupfen vertrocknetes Gras, das um einen Strommast wächst, legen es dem Schaf vor die Schnauze und streicheln es sanft und ohne Unterlass. Dort, mitten auf der Straße, zwischen einer hupenden Blechflut und Abgasen wuseln sie um dieses erbärmlich hässliche Zottelvieh herum, das vermutlich auf eben diesem Mittelstreifen gezeugt und geboren wurde, geschlachtet und als Kebabspieß verkauft wird; Die Aktionsradien in dieser großen Stadt sind klein und die Beschäftigungsmöglichkeiten gering. Und doch gilt so vielen Accra als der Ort der Moderne, des Fortschritts und der beinah unbegrenzten Möglichkeiten. Und in irgendeiner, in dieser gewissen Weise, mit Blick auf die Lebensumstände in anderen Regionen des Landes, mögen sie Recht haben. Das Stadtleben entlastet von so manchen Unannehmlichkeiten. Immerhin haben 91% der Menschen in der Stadt Zugang zu Schulbildung, Strom und sauberen Wasser (64% sind es auf dem Land). Theoretisch steht eine Menge zur Verfügung - wenn man’s sich leisten kann, versteht sich - wie z.B. Nahrungsmittel, die nicht erst in mühevoller Arbeit selbst hergestellt werden müssen, sondern als Fertigprodukte im Supermarkt stehen. Mit all den Strapazen, denen die Menschen in der Stadt entgehen, schwinden aber auch ihre Aufgaben, mit den gewonnen Freiheiten von Familie und Tradition, wird das Netz der sozialen Unterstützung sehr viel grobmaschiger - und Erwartungen und Forderungen von Seiten der Familien werden dadurch noch langer nicht geringer. Es mangelt an Kompensationsmöglichkeiten für die Verluste. Das beginnt bei einem staatlichen sozialen Sicherungssystem, das die traditionellen Funktionen des Familienbandes übernehmen könnte (wie es in Europa der fall ist) und endet bei der Verfügbarkeit von Freizeitbeschäftigungen: Es gibt keine Kinos (nur privat betriebene Fernsehräume in den Stadtteilen, wo das zu meist langweile Programm der lokalen Sender plärrt), keine Schwimmbäder (nur Hotels, die gegen hohe Preise das Schwimmen externer Gäste dulden - geduldet fühlten wir uns dort, wohl oder willkommen nicht wirklich), die Mitglieder von sog. Keep fit Clubs sieht man Sonntagmorgens buchstäblich begleitet von Pauken und Trompeten durch die Stadtteile joggen, an den meist vermüllten und stinkenden Stränden schießen Jungen mit runden Gegenständen auf Tore und Kinder treiben alte Reifen durch die Straßen - wi lange, wie oft macht das wohl wirklich Spaß?
Langeweile ist wahrscheinlich die optimale Voraussetzung, um sich in etwas hineinzusteigern (dem Menschen verlangt ja nach "Sinn", nach einer Aufgabe), wie z.B. Familien- oder Nachbarschaftsrivalitäten, in Missgunst, in religiösen Fanatismus oder in den Traum eine weiße, reiche Frau zu heiraten, in die Unterstützung einer politischen Partei und in das Ungerechtigkeitsempfinden nach einer Wahlniederlage - ganz abgesehen davon, dass so mancher Person wegen Arbeitslosigkeit und Armut keine andere Option mehr erscheinen kann als Bettlertum, Prostitution und Kriminalität.
Am Anfang war ich nachts aufgeschreckt, wenn ich die Sirenen der Polizeiwagen in der Ferne hörte und es beschlich mich ein beklemmendes Gefühl. So viel hört und liest man ja von der Kriminalität in Afrika. Ghana sei ja verhältnismäßig friedlich - aber diese Sirenen machten mich nervös.
Wir sahen in der Stadt lediglich hin und wieder Leute, die sich anschrien, selten kamen die Fäuste zum Einsatz - und dann eher gegen das Belch von Kleinbusse als gegen Personen.
Sirenen schien die Polisei mit Vorliebe einzusetzen, wenn Staatsgäste oder andere (vermeintlich) wichtige Persönlichkeiten mit viel Tamtam und Eskorte durch die Stadt gefahren wurden oder einfach nur die Dreharbeiten zu einem Musikvideo geschützt werden sollten.
Mittlerweile nehme ich die Sirenen kaum noch wahr und ich weiß nun, dass man sich am Abend (anders als in den meisten anderen afrikanischen Großstädten) bedenken-, wenn auch nicht gänzlich gedankenlos durch die Straßen Accras bewegen kann.
Noch, so denke ich, begegnen einem diese Stadt und ihre Menschen trotz des latenten Chaos, das jeder Situation innezuwohnen scheint, meistens freundlich.
Doch, es würde wohl niemanden sehr wundern, wenn das letzte bisschen Friedlichkeit in der Unübersichtlichkeit dieser Stadt verschwindet, wenn die Freundlichkeit der Menschen unter Blech und Schrott begraben wird.

Samstag, 18. Oktober 2008

Stell dir vor,

du bist verliebt. Sehr verliebt. Alles fällt dir leicht, alles Glück schein möglich. Doch der Arbeitsmarkt deines Landes bietet keine vielversprechenden Perspektiven. Dein Geliebter findet keinen Job. Er hat alles versucht. Trotz abgeschlossener Berufsausbildung - keine Chance. Allein von Luft und Liebe könnt ihr nicht leben - so schön es wäre. Dein Gehalt als Frisörin reicht nicht, um euch beide und ein Kind, das ihr euch wünscht, zu versorgen. Also beschließt er nach Kanada zu gehen. Er will es dort versuchen. Und es klappt nach ein paar Monaten - zum Glück, denn die Ersparnisse sind beinah aufgebraucht - und er bekommt einen Job. Nach einem Jahr sieht alles wieder halbwegs gut aus: Der Job scheint sicher und das Gehalt ist akzeptabel für eure Ansprüche. Ihr entscheidet, die Sehnsucht ist natürlich groß, dass du zu ihm nach Kanada kommen sollst. Nur für ein paar Jahre - vielleicht werden die Umstände daheim bald besser, das hofft ihr. Doch das ist leichter gesagt, als getan: Du bekommst kein Visum von der Botschaft Kanadas. Du verstehst nicht, warum du kein Visum bekommst, niemand begründet es dir.
Dein Geliebter kommt zu Besuch zurück nach Hause: Die Wiedersehensfreude ist groß, ihr heiratet (das, sagte man euch, erhöht die Chancen ein Visum zu bekommen), dann muss er wieder fort. 30 Urlaubtage im Jahr sind nicht unendlich lang. Du gehst mit den Papieren wieder zur Botschaft: Kein Visum. Du versuchst es immer wieder, jahrelang, 1, 2, 3 Jahre! Du bezahlst jedes Mal die Gebühren - bekommst aber kein Visum und noch nicht einmal eine Erklärung.
Eins Tages hörst du von einer Freundin, dass ein Mann in deiner Nachbarschaft gewesen sei, der ein Bild von dir dabei gehabt hätte. Er hätte es den Leuten im Viertel gezeigt und sie über dich und deine Ehe ausgefragt. Viele der Leute kennen dich gar nicht richtig, fühlen sich aber unter Druck gesetzt etwas sagen zu müssen. Sie können sich City erinnern, wann sie deinen Ehemann das letzte Mal hier gesehen hätten.
Plötzlich steht dieser Mann vor deiner Wohnung und kommt herein ohne darauf zu warten, ob du ihn hereinbittest. Er sieht sich um, guckt sich gründlich die Bilder an den Wänden an, läuft bis in dein Schlafzimmer. Er sucht nach Zeichen deiner Ehe oder ob er etwas findet, das auf einen anderen Lebenspartner hinweist. Du sagst, das gehe ihn nicht s an, es sei deine Privatsphäre. Das interessiert ihn nicht. Wer er eigentlich sei. Er sei Mitarbeiter der kanadischen Botschaft.
Du gehst zur Botschaft. Du kannst nicht glauben, dass dies wahr ist. Doch dort sollst du diesmal sogar für die Fahrt dieses Mannes, der bei dir herumgeschnüffelt hat, zu deinem Haus bezahlen. Die Leute von der Botschaft sagen, sie hätten nun den Verdacht, dass es sich bei deiner Ehe um eine Scheinehe handele, denn der Mann hätte keine Anzeichen einer aktiven Ehe gefunden. Du bist entsetzt: Wie denn auch, wenn ihr seit Jahren in getrennten Staaten lebt...
Du wirst gefragt, warum er denn überhaupt zurückgekommen sei, um im Urlaub hier eine Frau zu heiraten, die er so selten sehe? Er hätte doch eine Frau in Kanada heiraten können, wo er seinen Lebensmittelpunkt habe.
Er hat dich geheiratet, weil er dich liebt, sagst du. Wir wollen doch zusammen leben.
Es interessiert sie nicht. Ablehnung. Keine Begründung. Kein Geld zurück.
Beim nächsten Antrag erzählt man dir von einem neuen Gesetz: Wer zu seinem Ehegatten, der in Kanada lebt, ziehen möchte , der müsse zunächst Französisch lernen.
Du gehst also in einen Sprachkurs, mehrere Stunden jeden Tag. Du musst viel lernen, um mithalten zu können. Zeit zum Arbeiten hast du nun nicht mehr. Du musst deinen Job kündigen. Das Geld wird knapp: Die Gebühren für den Sprachkurs, die stetig steigenden Lebenserhaltungskosten und die Visumsbearbeitungsgebühren fressen die Ersparnisse auf.
An dir nagen die Sorgen und die Sehnsucht.
Du hörst von anderen Frauen, denen es ganz ähnlich geht und davon, dass manche Ehen an dieser Situation schon zerbrochen sind. Das macht dir Angst: Wie oft könnt ihr Auseinandersetzungen, Eifersucht, Missverständnisse nicht richtig klären, weil ihr euch so selten seht, nur telefoniert.
Das tut alles so weh, alles ist so mühsam, die Leichtigkeit scheint dir oft gänzlich verloren zugehen.
Manchmal weinst du. Manchmal nicht. Manchmal kommt es dir nach der langen Zeit so vor, als hättest du vergessen, warum du manchmal weinst.
Kannst du dir vorstellen, wie sich das anfühlt? Wie es ist, wenn andere Menschen mehr als du selbst über dein Schicksal zu bestimmen scheinen…
Kannst du dir vorstellen, dass diese Geschichte wahr ist?
Der einzige Unterschied zwischen dieser Geschichte und der Realität: Der Ehemann der Frau, die mir dies erzählte, lebt nicht in Kanada, sondern in Deutschland, dem Land der Einigkeit, des Rechts und der Freiheit.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Von Angesicht zu Angesicht - was GhanaerInnen einer Deutschen sagen

Ich möchte euch, liebe LeserInnenschaft, an dieser Stelle an einigen Statements und Gesprächsauszügen teilhaben lassen, die für mich recht eindrücklich waren - ich lasse sie weitestgehend unkommentiert. Das eine oder andere war Anlass zu amüsanten bis hitzigen Diskussionen. Und ich hoffe, das wird sich in bei euch und uns zu Hause fortsetzen.

"Afrika ist wie ein Altenheim: Alte Autos, Computer und Kühlschränke, die ihr in Europa nicht mehr wollt, werden hierher importiert um zu sterben."

"Sorry! Sorry! Sorry! Das ist alles, was du von der deutschen Botschaft kriegst - du kriegst kein Visum, keine Begründung, nicht dein Geld zurück, das du schon bezahlt hattest!"

Ein kleines Mädchen neben mir an einer Trotrohaltestelle, müde und verträumt, mit Blick auf den Feierabendstau: "Es gibt so viele Autos. Aber keines für uns."

"Du kannst die besten Maschinen herbringen aus Europa. Sie werden dir in der Hitze der Tropen nichts nützen, wenn du feststellst, dass sie gemacht sind, um im Schnee zu arbeiten. So kann es auch mit politischen Lösungen sein."

"Es geht mir nicht darum, dass jede Person ein Visum für Deutschland bekommen soll. Was mich wütend macht ist, wie die Leute in der Botschaft behandelt werden. Warum lächeln sie dich da noch nicht einmal an, wenn du sie anlächelst – nachdem du Stunden in der Schlange in er Hitze gestanden hast!?"

"Wenn ich in Deutschland bin, fühle ich mich ganz anders als hier. Hier bin ich entspannt. In Deutschland bin ich immer angespannt, immer abwehrbereit. Ich weiß genau, da wird immer ein blöder Spruch kommen von irgendeinem beamten am Flughafen oder von jemanden auf der Strasse."

"Wenn ich Präsident Ghanas wäre, würde ich es genauso schwierig für euch machen nach Afrika zu kommen, wie es für uns ist nach Europa zu kommen. Ihr sollt genauso leiden, den Schmerz fühlen. Vielleicht versteht ihr es dann, wie ungerecht das ist."
- "Glaubst du, dass würde irgendetwas besser machen? Ich glaube, dann würden viele Leute aus Europa einfach sagen: 'OK. Dann gehe ich nicht nach Afrika!' Die Gründe von Europa nach Afrika zu gehen oder andersherum sind doch unterschiedlich - oder nicht?"
"Ja, aber ihr versteht unsere Gründe nicht."

"Das ist der neue Präsidentenpalast. Er wird gebaut von indischem Geld. Ist das nicht peinlich: Manche Leute haben hier kein Wasser, aber so ein Ding wir gebaut. Ist dem das nicht peinlich au der einen Seite für seine Leute betteln zu gehen und auf der anderen Seite in so einem Palast zu wohnen? Und ihr in Deutschland? Wie lange wollt ihr noch mit ansehen, dass diese Entwicklungshilfe nicht effektiv ist?"

"Wenn der Präsident von Ghana entscheiden würde, dass keine Weißen in den Ferien nach Ghana reisen dürfen, dann würde er sofort abgewählt. Ganz sicher. Und das wäre richtig. Sind die Leute nicht freundlich hier zu dir? Hattest du Schwierigkeiten ein Visum für Ghana zu beantragen? Hat dich jemand gefragt, ob du Twi oder Englisch verstehst? Bitte erkläre mir, warum ihr Deutschen nicht wollt, dass ich bei meinem Ehemann in Deutschland lebe!"

"Deutschland ist bereits entwickelt. Ihr braucht die Migranten nicht so sehr, wie wir sie brauchen!"

"Wenn du reich bist, bist du mobil. Wenn du arm bist, migrierst du."

"Sei ehrlich! Wärest du nach Afrika gekommen, wenn du wüsstest, dass du vielleicht nicht wieder zurück könntest?"
- "Nein."
"Siehst du, davor habe ich Angst. Für die ist es leicht nach Afrika zu kommen und wieder nach Europa zu gehen."
-"Lass mich einen bösen Scherz machen: Es ist für dich als Afrikaner nicht schwer nach Afrika zurück zu kommen. Verbrenne dein Visum, remple einen Polizisten an und schneller als du dir vorstellen kannst, bringen sie dich zum Flughafen. Sie zahlen sogar für deinen Rückflug."
Lachen.
"Du meinst, sie schieben mich ab?"
- "Ja."
"Ich spreche aber nicht davon physisch zurück zu kehren. Ich habe Angst nach Europa zu gehen, weil dann vielleicht mein Denken nicht mehr nach Afrika passen würde."

Freitag, 10. Oktober 2008

Dzorwulu sei nicht betroffen,

wenn in manchen Stadtteilen Accras für einige Tage das Wasser abgestellt würde, hatte in der Zeitung gestanden.
"Naja“, meinte Pius, "man kann ja nie wissen." und füllt zur Vorsorge eine große Tonne mit Wasser und stellt sie in den Garten. Das Wasser aus den Leitungen in Dzorwulu sprudelt wie versprochen weiter.
Nach zwei Wochen beschließt Pius die gesammelten Wasserreserven zum Blumengießen zu verwenden - da gluckert nur noch Luft in den Wasserhähnen im Haus. This is Africa!
Pius und Heidi haben im Garten mehrere große Wassertanks, in denen Regenwasser gesammelt wird. Ab und zu kommt ein dünner, schwacher Strahl aus dem Wasserhahn und dann halten wir schnell einen Behälter darunter, um ein bisschen des kostbaren Nass als Reserve zu sammeln, damit wir in entsprechenden Momenten auf jeden Fall etwas Wasser zum Händewaschen haben oder die Toilette spülen können. Die Behälter müssen unbedingt bedeckt sein - sonst eröffnen wir unfreiwillig ganz schnell eine Moskitofarm im Bad. This is Africa!
Doch der Wassermangel scheint noch kein Ausmaß zu erreichen, der die Leute beunruhigen würde: Der Mensch, der einige Male in der Woche emsig jeden Weg und Vorsprung, jede Fliese und Stufe um Pius und Heidis Haus herum fegt, jedes welke Blatt aus Bäumen und Büschen zupft und Beete umgräbt, gießt am Morgen großzügig die vielen Gewächse auf dem Hof.
In Kenia erlebte ich, dass eine ganze Dorfgemeinschaft aus einem \Brunnen ihr Wasser schöpfte. Der Blick in diesen Brunnen zeigte einen sehr niedrigen Wasserstand, so dass alle zur Sparsamkeit aufgerufen waren. Sobald nachts ein paar Regentropfen auf die Blechdächer trommelten, sprangen alle auf, um Eimer, Schüsseln und Tonnen nach draußen zu tragen und darin das Regenwasser aufzufangen. Und dennoch fand sich beinah jeden Tag jemand, der mit viel Wasser aus dem Brunnen das Auto des Pfarrers putzte. This is Africa!
Etwa 50 m von dem Haus, in dem wir hier in Dzorwulu wohnen, gibt es eine kleine Schneiderei. An einem Dienstagmorgen gehe ich hin und bitte den Schneider meine Leinenhose enger zu amchen. Er misst meinen Taillen-, Hüft- sowie Oberschenkelumfang und kommt zu dem Schluss: Die Hose sei nicht zu weit. "Doch“, erwidere ich, "ich verliere sie beim Laufen." Das sei natürlich nicht gut. Er werde also sehen, was sich machen lasse. Morgen Nachmittag könne ich die Hose anholen. Ich bin in den nächsten Tagen viel unterwegs und gehe daher erst drei Tage später, am Freitag hin. Der Mann lächelt und kramt meine Hose aus einem Stapel Stoff, legt sie auf den Tisch und guckt skeptisch. Ich gucke ebenfalls skeptisch und frage ihn, was er denn damit nun gemacht hätte. Er lächelt: Nichts. Ich soll mich hinsetzen und warten. Nein, sage ich freundlich und meine, ich würde in einer Stunde wiederkommen (das sage ich, nachdem ich gesehen habe, dass er einen Faden in die Nähmaschine eingefädelt und meine Hose darunter gelegt hat!). "Nein, nein!" Sagt er kichernd: "Gib mir nur zwei Minuten!" Nach einer hat er dann meine Hose an zwei Stellen umgenäht - mehr nach Augenmass, als nach den Messungen von vor drei Tagen (ob das was wird, denke ich) - und in der zweiten Minute bügelt er die Hose. Ich frage: "How much is it?"
Bei vielen Menschen in Afrika gelten Weiße pauschal als unendlich reich und so ist es nicht außergewöhnlich einen "Weißenaufschlag" bei allem möglichen zu bezahlen - im gewissen Rahmen, finde ich das in Ordnung. Dennoch räuspere ich mich und bereite meine gespitzten Lippen auf ein schrilles "What?!" vor, das ich anstoßen werde, nachdem der Schneider mit den Preis genannt haben wird, um das Verhandeln einzuleiten. Der Schneider legt die Hose zusammen. "It's ok!" sagt er und drückt mir die Hose in die Hand. "Just two minutes!" Ich bin überrascht und gucke ihn wohl etwas irritiert an. Dann bedanke ich mich.
Zu hause probiere ich die Hose an: Sie sitzt perfekt!
There is always coming something new out of Africa! - Heißt der Slogan des "African music mix" des Radiosenders, den wir hören. Ja, dem möchte ich zustimmen.
Die kleinen und größeren Widrigkeiten und Absurditäten des Alltags...
Afrika, das kann einem schon vorkommen, wie eine Ansammlung von Widersprüchen:
Trotz der weltweit meisten Entwicklungshilfe, leben auf dem Kontinent die meisten Armen.
Obwohl Afrika reich ist an edlen Rohstoffen, sind seine Staaten hoch verschuldet und spielen beinah keine Rolle auf dem Weltmarkt (sein Anteil beträgt etwa 2 Prozent, 14 Prozent der Weltbevölkerung leben jedoch hier).
1850 Kcal sind durchschnittlich nötig, um eine Person ausreichend zu ernähren. 2400 Kcal pro Person sind prinzipiell verfügbar in Afrika (laut Food ans Africultural Organisation, 2003). Und dennoch sind 30 Prozent der Kinder unter 5 Jahren südlich der Sahara untergewichtig.
Viele Afrikanerinnen und Afrikaner wollen bei ihren Familien leben, arbeiten in der Region, in der sie aufgewachsen sind. Und doch verlassen Millionen die Region, in der sie leben wollen, die Staaten, deren Angehörige sie sind, diesen Kontinent. Und das nicht ausschließlich aus purer Reiselust: 17 Millionen AfrikanerInnen sind nach offiziellen Angaben auf der Flucht.
Sie gehen, weil sie dort, wo sie gern blieben, keine angemessenen Jobs, keine Perspektive finden, weil kriegerische Auseinandersetzungen und Verfolgungen ihr Leben bedrohen. Und wenn so viele gehen, leiden die Gesellschaften, die sie verlassen darunter: Es fehlen ihnen ausreichend kreative, motivierte, (hoch) qualifizierte Menschen.
57 Prozent der Menschen, die auf dem afrikanischen Kontinent leben, antworten auf die Frage, ob das nächste Jahr besser werde, als das letzte mit "JA!". So viele wie sonst nirgends auf der Welt.
This is Africa!

Montag, 6. Oktober 2008

"Alles kein Problem- der Terminator wartet auf euch."

meint Kingsley am Handy zu Ramona.
"Wer?" fragt Ramona ungläubig "Der Terminator?"
"Ja, das ist ein Freund von mir. Er weiß, dass ihr kommt und lässt euch rein. Wo seid ihr denn jetzt?"
Das wissen wir auch nicht so genau: Aus dem Trotro Richtung Krokobite wurden wir, obwohl wir bis zur Endstation bezahlt hatten, zu unserer Verwunderung schon an der Hauptstraße rausgeschmissen. Ein hilfsbereiter junger Mann ging dann mit uns eine Abzweigung von der Hauptstraße hinunter und meinte, wenn wir nach Krokobite wollten, sollten wir hier in ein Taxi steigen. Er sitzt neben Ramona im Wagen und sie gibt ihm unser Handy mit der Bitte, Kingsley zu erklären, wo wir sind. Die nächsten Minuten findet eine angeregte Dreierdiskussion auf Twi zwischen dem Taxifahrer, dem jungen Mann mit unserem Handy und Kingsley statt, der uns für Sonntag Mittag zum Grillen in sein "kleines Strandhäuschen" eingeladen hatte, nun aber, statt uns dort zu erwarten, mit seiner Familie ein paar Leute vom Flughafen abholen muss.
"Ok, ok" sagt der junge Mann, gibt mir das Handy zurück- und steigt aus. Uns bleibt nur zu hoffen, dass er dem Fahrer erklärt hat, wo wir hin wollen.
Die Fahrt geht weiter durch eine Besiedlung an der Atlantikküste und schließlich stehen wir vor einem fast fertig gestelltem Gebäude mit einladenden Strohschirmen auf der Dachterrasse. Es scheint uns eher eine kleine Hotelanlage im Bau als Kingsleys "Wochenendhütte" zu sein, von der er uns erzählt hat. Der Fahrer schlägt vor, Kingsley noch mal anzurufen. In dem kurzem Gespräch zwischen Taxifahrer und Kingsley scheint sich herauszustellen, dass wir doch richtig sind. Der Fahrer gibt uns das Telefon, steigt aus und beginnt rufend an der Eingangstür zu rütteln. Kingsley sagt zu Ramona: "Schön, dass ihr da seid!"
"Ja, wäre auch schön, wenn Du auch hier wärst." quiekt sie vor Lachen ob der latent absurden Situation ins Handy.
"Wenn alles gut läuft, bin ich in einer dreiviertel Stunde da. Terminator ist bestimmt noch in der Kirche. Aber wenn er kommt, lässt er euch auf die Terrasse. Genießt die Aussicht. Bis später!"
Tatsächlich kommt ein paar Minuten später ein Mann mit Frau und Kind und stellt sich uns ganz trocken als Terminator vor. Der Taxifahrer, uns nun in guten Händen wissend, zieht von dannen.
Auf der Dachterrasse sitzend wundern wir uns noch einen kurzen Moment darüber, dass uns der Trotro-Mate- wie auch immer er das wissen konnte- an der richtigen Stelle hat aussteigen lassen und warum wohl jemand Terminator genannt wird. Aber dann genießen wir die Aussicht auf den sauberen (!!!) weißen Sandstrand, lauschen dem Wellenrauschen und beobachten eine Rinderherde, die durch Kingsleys Vorgarten zieht und eine Trinkpause an seinem Fischteich macht und die Kingsley später zusammen mit seinem 9-jährigen Sohn per Steine werfen und Rinderhirten anmotzen vertreibt.
So ist dann auch der Weg zum Strand frei und wir stürzen uns in den kühlen Wellengang des Atlantiks. Kaum bewegt sich Christian drei Meter von Ramona weg, wird sie mal wieder sofort von zwei Typen angequatscht, die mit Bier in der Hand auf einer Piroge sitzen. Nachdem Ramona erwähnt, sie würde hier nur auf ihren "husband" warten, der noch eine Runde schwimmt entwickelt sich ein recht interessantes Gespräch über ghanaische und US-amerikanische Politik. Sich als Ehepaar darzustellen hat sich in den letzten zwei Monaten als Abschreckungsmassnahme bewährt. Es schadet ja auch nicht, meinen wir, das schon mal zu üben und sich daran zu gewöhnen.
Später am Abend gibt es noch Reis mit leckerer Gemüse-Fischsoße und ghanaisches Bier auf der Dachterrasse.
So klingt ein gelungener, alles in allem doch sehr entspannter, letzter Abend an der westafrikanischen Küste aus. Bei aller Vorfreude auf Kaffee, rohes und ungeschältes Gemüse, nichtsüsse und vegane Brotaufstriche und herbstliche Temperaturen, die Christian ab morgen früh wieder genießen wird, werden wir da doch etwas sentimental und romantisch.



DOCH nur weil Christian heute abend in den Flieger richtung Europa steigt, heisst das nicht, dass auf diesem Blog nichts mehr berichtet wird. Schliesslich liegen noch 2,5 Wochen vor Ramona, in denen sie das Geschehen in Ghana weiterhin beobachten und beschreiben wird. Und es verspricht spannend zu werden- die Praesidentschaftswahlen ruecken naeher!

Vorerst die letzten Bilder

Mitten in Accra- permanente Zeichen des globalen Handels


Wie lange halten wohl unsere Reserven, wenn das Weltwirtschaftssystem jetzt zusammenbricht?
Warten auf Kingsley (siehe Artikel "Terminator")

Kingsleys Vorgarten mit Fischteisch mit unangemeldeten Besuchern

Samstag, 4. Oktober 2008

The Street

Built to please the eye and sub-serve the foot
our streets are no longer beauty's domain.
With dust untamed by asphalt, grass or tar
without pavement, foot-path, embankment
Portholes filled and re-filled with loose red earth,
our streets were open and foetid trash cans.

Man traps, roads unworthy of vehicles.
Shops spill their plastic contents
like dismen bered pregnant uteri -
Blood, foeral parts, liquor and all.

The street is an extension of homes.
It is market, battlefield, play-pen, too.
It is the living, dining and guest room.
The street is unforgiving, and, for some
It is bridal suite and the final berth.

Accra, 22 March, 1997
Lade Wosornu
Journey without end and other poems

...einbisschen ghanaische Lyrik...

Freitag, 3. Oktober 2008

Kopieren unter'm Sonnenschirm

Der freundliche Herr hinter der Glasscheibe bittet mich, eine Kopie meines Rueckflugtickets zu machen, damit er diese dann hinter meinen Antrag auf Visumsverlaengerung heften kann. Klar, mache ich. "Koennen Sie mir sagen, wo?". Am Tor ginge das, meint er. Ich soll hingehen und dann mit der Kopie wiederkommen. Ansonsten seien die Unterlagen vollstaendig und in Ordnung. Wir gehen also zum Eingangstor der Einwanderungsbehoerde. Dort frage ich eine Frau in Uniform nach dem Kopierer. Sie deutet auf das Tor: "outside! On the left." Ich drehe mich zu Christian und frage "Wieso draussen?"- "Na da steht bestimmt gleich ein einfach an der Strasse ein Sonnenschirm mit 'nem Kopierer drunter." Tatsaechlich. Oder fast zumindestens: am Strassenrand links neben dem Eingangstor steht eine winzige Bretterbude in der gerade so zwei Leute auf ihren Hockern und ein Kopierer Platz haben. Es haette mich nicht wundern sollen. Schliesslich habe ich 15 Minuten zuvor auch Passfotos fuer das Visum hinter der Mauer auf der gegenueberliegenden Strassenseite machen lassen. Wir hatten im Stadtteil Osu, wo wir am Morgen Geld in der bak gewechselt hatten, eine Moeglichkeit gesucht, Passbilder machen zu lassen aber keine gefunden. Logisch denn wozu Passbilder in Osu machen wo sie dort fuer nichts zu gebrauchen sind. Direkt vor der Einwanderungsbehoerde, da, wo Leute Passbilder brauchen, da stehen zwei Maenner mit ihren Polaroidkameras und machen Bilder. Fuer den Alltag ist immer alles genau da, wo es gebraucht wird. So sitzen um Behoerdengebaeude herum Leute mit Schreibmaschinen, die offizielle Briefe tippen und wo Menschen unterwegs sind, auf den Strassen und in den Trotro-Stationen, wird verkauft, was auf Reisen gebraucht wird: Bananenchips, geschnittene Fruechte, Nuesse, Kekse und Getraenke fuer's Proviant sowie Schweisstuecher (sehr praktisch - Anmerkung der Redaktion), Plastikspielzeug, Nagelscheren, Pappnasen, Gelenksalbe und Anti-Bandwurm-Tabletten. Man weiss ja nie!
"Werden die Leute das eigentlich los? Ich kann es mir kaum vorstellen aber es muss sich ja schon lohnen- sonst wuerden sie es nicht machen, oder?" frage ich Kingsley als ich neben ihm in seinem Auto sitze und wir (typisch fuer Accra) mal wieder im Stau stehen. "Vieles nicht! Die meisten Sachen braucht doch kein Mensch" meint er. "Was glaubst Du, wie viel sie verdienen? Wovon leben sie dann?" frage ich weiter. "Ich schaetze, wenn es gut laeuft, verdienen sie genug fuer eine Mahlzeit am Tag. Das ist mehr als nichts. Eine andere Wahl haben sie nicht. Es gibt ja sonst keine Moeglichkeit fuer sie, Geld zu verdienen. Und was sagt letztlich unser Praesident Kufuor? 'Wer nicht arbeitet und nicht genug Geld verdient, der ist faul.'"- "Das hat Kufuor gesagt? Das ist doch wie ein Schlag ins Gesicht fuer diese Leute!" werfe ich ein. "Ja sicher. Das sagt der Praesident, der es nicht schafft, genug Arbeitsplaetze zu schaffen. Diese Leute stehen lieber 8 Stunden in der Sonne und schlucken Abgase und Staub als zu betteln und er sagt, sie waeren faul. Das ist unglaublich!"- "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Leute Faulheit leisten koennen. Es gibt doch kein sogenanntes soziales Netz, in das sie sich fallen lassen koennten. Wenn sie faul rumsitzen wuerden, wuerden sie einfach verhungern." Kingsley zuckt mit den Achseln. "Tja aber da unser eigener Praesident meint, sie seien zu faul."
Wir sehen uns um: Ueberall stehen und gehen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Leute, die Dienstleistungen und Waren anbieten. Noetige und auch unnoetige zwar, aber sie klopfen unablaessig den Staub von ihren Waren, schichten kunstvoll alle moeglichen Gegenstaende zu Tuermen, Pyramiden und sonstigen Formationen auf, versuchen charmant bis energisch von ihren Angeboten zu ueberzeugen und sprinten mit Schuesseln auf dem Kopf und einem Kind auf dem Ruecken hinter Fahrzeugen her, wenn sich der Stau doch ploetzlich aufloest, um das Wechselgeld durchs Autofenster rein zu reichen.
Die Arbeitslosenquote ist in Ghana (30%) um ein vielfaches hoeher als in Deutschland- und trotzdem haben wir noch nie jemanden von sich sagen gehoert, er oder sie sei arbeitslos. Die Leute schaffen sich ihre Jobs und erfinden Aufgaben- und das wird akzeptiert und bezahlt. Sie nennen sich "student" oder PrivatlehrerIn, predigen auf oeffentlichen Plaetzen oder in Fahrzeugen, weisen Taxis ein, wechseln Geldscheine in Muenzen, helfen orientierungslosen Touris, nennen sich "Profifussballer" und werben KundInnen fuer Restaurants, Hotels und Shops von Familienmitgliedern. Wir lesen, dass Betteln unter den Akan (grosser Teil der BewohnerInnen in Ghanas Sueden) verpoent sei und vermuten, dass es sich mit Arbeitslosigkeit entsprechend verhaelt. Doch sozialmoralische Norm hin oder her wird es auch einen ganz pragmatischen Grund fuer den Einfallsreichtum der Leute hier geben: sie haben keine andere Wahl.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Was auf's Auge!

Cape Coast Castle, Innenhof (in der Mitte die "Door of no return")



Kunstvoll gespanntes Moskitonetz ueber zu kurzem Bett in muffigen Hotelzimmer mit nichtmuffigen darunterliegenden Personen (luftgetrocknet)
Canopy-Walk im Kakum-Nationalpark (weiter hinten wird es noch exponierter)
Noch mal Cape-Coast-Castle
Strand in Cape Coast
Cape Coast Castle (leicht unterbelichtet, aber das wird dank Photoshop schon wieder) Innenstadt Cape Coast
ein ganz normales Wohnviertel um das Hostel (nein liebe Leute, das ist kein Slum!!!)
Netze einholen
Accras Innenstadt
Markt in Accra, dahinter eine Trotro-Station (nein liebe Leute, immer noch kein Slum!!!) Deutschunterricht am GI Accras Kueste
Manche Schilder laden geradezu dazu ein, das Gegenteil zu tun... (Aburi, Botanischer Garten)
Junger Posaunist auf dem Konzert des Jazzmusikers Kofi Ghanaba
Kofi Ghanaba, Jazzlegende und uraltVor der Unibibliothek

Mittwoch, 1. Oktober 2008

"The bible says" und "God bless you!"

Mehr verstehen wir nicht von dern im wesentlichen (vermutlich) auf Twi gehaltenen Predigt im Trotro. Muss ja vielleicht auch nicht, die key-information haben wir ja mitbekommen und so wissen wir, dass wir, sollten wir den Ueberholmanoevern des Fahrers zum Opfer fallen, immerhin noch gesegnet sind. Der Prediger steigt nach Segen und erhaltenem finanziellem Dank wieder aus, Bob Marley "stand up for your rights" dudelt, der Fahrer versprueht noch etwas Vanillieduft und los geht es ueber den Highway entlang der Kueste nach Cape Coast. Bisschen Raumspray wuerde unser muffiges Hotelzimmer dort auch vertragen. Naja, dfuer haben wir diesmal (anders als die erste Nacht in Kumasi) fliessend Wasser. Auf der anderen Seite wird dasd Duschvergnuegen dadurch leicht gemindert, dass wir keine Handtuecher haben. Aber auch das betrachten wir nur als weitere Herausforderung an unser Improvisationsvermoegen. Alles also kein Problem und wenn wir den Stuhl guenstig ans Bett schieben, kann selbst Christian in dem 180 kurzem Bett liegen ohne an das gekonnt zwischen 2 Haken aufgespannte Moskitonetz anzustossen (siehe Foto).
Das "Guesthouse" bietet uns alles in allem, druecken wir ein Auge zu und besorgen wir uns noch eine Rolle Toilettenpapier, eine akzeptable Bleibe fuer zwei Naechte. Wir wollen ohnehin nicht viel mehr als die Naechte im Hotelzimmer verbringen sondern das Staedtchen uns seine Geschichte erkunden. Dafuer machen wir auf unserem Stadtrundgang zuerst Halt im "Cape Coast Castle". Diese Burg wurde vor knapp 380 Jahren von Briten errichtet. Die Stadt selbst, deren urspruenglicher Name Oguaa ist, ist sehr viel aelter und schon vor mehr als 400 Jahren waren hier die Portugiesen gelandet. Die sehr gut gemachte Ausstellung und Burgfuehrung berichtet jedoch inerster Linie von den englischen Aktivitaeten in Cape Coast: dem Sklavenhandel. Hier wurden im Binnenland verschleppte Menschen gesammelt, begutachtet und auf Schiffe in die Karibik, nach Amerika und nach Europa verladen.
Wir folgen dem Tourguide durch das Halbdunkel der Gewoelbe unter der Burg, die Waende sich feucht, die Luft stickig-drueckend, es riecht modrig. "Hier" erzaehlt er "waren bis zu 2000 Menschen drein Monate auf engstem Raum zusammengepfercht- ohne Licht, ohne Kleidung, in Ketten, stehend in den eigenen Exkrementen. Sie wurden mit gleuhenden Eisen markiert und schliesslich, ueberlebten sie die Lagerung, durch einen schmalen Gang zur 'Tuer ohne Wiederkehr' getrieben.". Mit uns nimmt der Guide den Weg ueber den Innenhof der Burg zum "Door of no return". Wir bleiben stehen vor einer Holztuer in der Burgmauer. Durch die "Door of no return" verliessen die Gefangenen ihre Heimat und kehrten nie wieder zurueck in ihr Land und zu ihren Familien. Entweder blieben sie ihr Leben lang Sklaven in der "neuen Welt" oder starben auf den Schiffen, die hinter dieser Tuer auf ihre Fracht warteten. In fast drei Jahrhunderten wurden schaetzungsweise 60 Mio. Menschen Opfer der Sklaverei- etwa 12 Mio. von ihnen erreichten ihren Bestimmungsort lebend.
"Wir werden heute durch diese Tuer zurueckkehren" sagt der Guide und stoesst die hohe Fluegeltuer auf. Nach der Unabhaengikeits Ghanas 1957 hob man in einer feierlichen Zeremonie die Bestimmung der "Door of no return" auf indem die sterblichen Ueberreste zweier Sklaven aus Suedamerika zurueck nach Ghana gebracht, sie durch die "Tuer der Rueckkehr" in die Burg getragen und da die traditionellen Besattungsrituale fuer sie zelebriert wurden.
Es folgt noch die Besichtigung der Arrestzelle, in der Aufstaendige ohne Licht und Belueftung stehend auf ihren Hungertod warteten und der Wohnraeume des Kommandanten, in denen zahlreiche Fenster kuehlenden Meereswind und Seeblick boten.
Interessante Ergaenzungen zu dem in Cape Coast ueber Sklaverei gelerntem bot die Ausstellung im Nationalmuseum in Accra, die wir schon vor einigen Wochen besucht haben. Sie beleuchtet unter anderem wie die Sklaven in die Burgen Cape Coast Castle, Christiansbourg in Accra oder Elmina Castle kamen, von wo aus sie dann verkauft wurden. Fuer Europaer des 16, 17., 18 und fruehen 19. Jahrhunderts war Ghana kein entspanntes Reiseland. Malaria forderte hunderte Todesopfer unter den Weissen und so taten diese gut daran, sich so wenig wie moeglich von der Kueste weg ins Landesinnere zu bewegen. Also wurden sowohl das Gold als auch die Sklaven von einheimischen Zwischenhaendlern gekauft. Dies konnten Sklavenjaeger sein, die Menschen aus ihren Doerfern entfuehrten, meist waren es jedoch einfach Chiefs, die die Kriegsgefangenen aus Streitigkeiten mit den Nachbarn als Sklaven verkauften. Schnell wurde Sklavenjagd zum Grund fuer kriegerische Konflikte. Dieses "Geschaeftspotential" erkannten die britischen, daenischen und hollaendischen Burgkommandanten und sie optimierten das System, indem sie zum Tausch gegen angebotene Sklaven Feuerwaffen bezahlten, um die naechste Sklavenjagd der einheimischen Chiefs noch ertragreicher zu machen.
Lokale Konflikte in Afrika mit europaeischen Waffenlieferungen anzuheizen und dann davon zu profitieren: schon seit dem 18. Jahrundert ein erfolgreiches Geschaeftsmodell.

Donnerstag, 25. September 2008

In the gutter

An den Straßenrändern, zwischen Fahrbahn und Hauswänden sind etwa 50 cm tief Gräben ausgehoben. Manchmal, an einigen wenigen Stellen sind diese Gräben mit Steinplatten überdeckt, die das übersteigen erleichtern. In diesen Gräben, die gutter, fließt manchmal etwas dunkles Wasser, meistens ist es Schlamm, eine Mischung aus Abwasser und Fäkalien, Speisereste schwimmen zwischen Plastiktüten, Laub, Drähten, Stoffresten und was sonst noch so im Allgemeinen Müll genannt wird und wir uns nicht genau betrachten wollten. Manchmal stehen Männer davor, hocken Frauen darüber und steigen Kinder hinab, um in die gutter zu urinieren. Wenn es regnet, stiegt der Schlammspiegel, regnet es heftig, quillt es an manchen Stellen über, dann - vielleicht auch sonst und wir merken es nur gar nicht mehr - dann auf jeden Fall intensiver, stinkt es nach Kot, Urin, Schimmel, Verwesung...
Wir sahen einen Mann, der eine Angel in das gutter hielt, ein Kind, das etwas zum Spielen herausfischte, Leute, die mit Schaufeln, Stöcken oder den Händen die gröbsten Verstopfungen beseitigen, den Unrat heraus heben und in Schubkarren oder auf dem Fahrrad wegtransportieren (wenn sie es nicht einfach am Straßenrand liegen lassen) ins nächste Gestrüpp, in ein Waldstückchen, hinter eine Mauer oder einen großen Stein, wo der Müll sich sammelt und türmt, gammelt und stinkt, verbrannt wird, das Regenwasser färbt, Stadtteile mit süßlich beißendem Geruch überzieht.
Es gibt Schilder an den Straßen und auf Verpackungen, auf denen die Aufforderung steht "Keep your city clean!" und eine Strichfigur ist zu sehen, die etwas in einen Eimer wirft. Plakate drohen mit Geldstrafen, wenn Müll auf die Straße geworfen wird und NGOs entwickeln Kampanien zur Aufklärung über de Umweltschutz (z.B. "Friends of the earth, Ghana").
Alle beklagen Dreck und Gestank, es gibt kaum Müllbehälter oder es fehlt ihnen der Boden, die Leute sind peinlich berührt bis leicht aggressiv, wenn Christian versucht eine Müllverbrennung zu fotografieren.
Zwei US Soziologie Professoren kommen in einer Studie zu dem Schluss, dass "Umweltbewusstsein (...) weder von Reichtum (abhänge) noch von besonderen Wertvorstellungen, die dieser hervorruft." (DIE ZEIT vom 09. August 2008)
Und doch schmeißen die Leute Plastik aus dem Trotro- oder Taxifenster, lasse Verpackungen auf die Straße fallen, bei jedem Einkauf gibt es ein, zwei, drei Plastiktüten gratis.
Im Gespräch klagen die Leute, es wird deutlich, dass sie sich der Problematik durchaus Bewusst sind. Und doch scheint es, wie so oft, an der Überzeugung zu mangeln, selbst etwas ändern zu können, als Einzelperson mit Verantwortung zu tragen.
Die Plastikwahnsinn, die Müllflut scheinen eine Eigendynamik zu entwickeln, niemand weiß mehr so genau, wie es anfing und warum, aber jetzt ist’s halt so und wie es ist, so lassen es alle, weil es einfacher scheint, bequemer, es ist anders nicht mehr vorstellbar.
Aber es gibt etwas, das zeigt ein hochaufgelöstes Bild davon, wie eine Stadt ohne dieses stinkende Müllchaos aussehen kann:
Der Fernseher im Goethe Institut zum Beispiel. Da läuft eines Morgens eine Reportage auf Deutsche Welle-TV über das unterirdische Kanalsystem von Dresden. Die Männer, die dort arbeiten stecken in Ganzkörpergummihüllen, tragen kniehohe Stiefel, superdicke Handschuhe und Helme, benutzen Zangen, schippern mit einem Schlauchboot durch die Kanäle und sprechen von den Herausforderungen an Flexibilität und Kreativität "hier unten". Sie wissen, sie tun einen wichtigen Job für die Menschen in der Stadt über ihnen - und die merken davon nichts. Dort oben ist nichts zu sehen und nichts zu riechen von Dreck und Scheiße.
Neben mir sitzt einer der Schüler, einer der im Goethe Institut für sein Visum Deutsch paukt. Er sieht auf den Fernseher, verzieht keine Miene. Ich betrachte seine und meine Füße, die in Flipflops stecken und denke: Ich kann nur hoffen, das es bloß Staub und Sand ist, was unsere Füße mit einer klebrigen dunklen Schicht Tag für Tag überzieht nach ein paar Schritten auf Accras Straßen.
Später am Tag unterhalte ich mich mit Henry. "Die einen", sagt Henry, "haben immer das Bild von Ghana im Kopf, immer, die ganze Zeit während sie in Europa sind. Du kannst sie beschimpfen, schlagen und bespucken - sie sagen nichts! Sie denken an zu Hause, denken an die, für die sie das über sich ergehen lassen, rechnen sich aus, wie lang sie brauchen, um so und so viel Geld zu verdienen. Sie bleiben nur so lange wie nötig. Und dann zurück! Zurück nach Hause, wo sie etwas dafür tun wollen, dass es schöner wird, als das Bild in ihrem Kopf.
Die anderen fliehen vor de Dreck hier, vor ihrer eigenen Kriminalität, weil sie keine andere Option mehr gesehen haben und vor der Bestrafung. Glaub mir: Die Gefängnisse hier sind die Hölle! Und diese Leute sehen im Fernsehen ein Bild von einem Gefängnis in Deutschland..."
Henry lacht, er lacht oft und manchmal so sehr, dass er sich die Augen reibt und seine Stimme heiser klingt. Er sagt also mit vom Lachen gepresster Stimme: "Und weist du, was sie denken, wenn sie ein Bild von einem deutschen Gefängnis sehen? Amona, Amona! Sie denken: Ey, das sieht aus, wie bei mir zu Hause! Nichts in Deutschland kann also wirklich schlimm für mich sein. Ist das nicht traurig? Die Wohnungen der Leute hier sehen nicht gemütlicher aus, als ein deutsches Gefängnis!"
Und ich sage: "Und vor diesen Wohnungen läuft beim nächsten Regen das gutter über..."
Henry quiekt fast vor Lachen und klopft mir auf die Schulter: "Yes! Uh Amona! Let's go to a clean german prison!"

Dienstag, 23. September 2008

"'Affe im Anzug!' riefen sie hinter mir her."

berichtet Ralph bei dem Workshop "Reintegration as potential for development cooperations" vom Goethe Institut. Ralph steht vor den etwa 30 TeilnehmerInnen des Workshops und erzählt von seiner Studienzeit in Leipzig. Er ist rhetorisch gewandt, charismatisch und, wie er schmunzelnd selbst von sich sagt, latent aggressiv, weil er eines von 12 Kinder sei, die sein Vater mit 3 Frauen hatte. Da hätte er lernen müssen um das zu kämpfen, was er wollte. "Ich sagte zu mir: Ihr nennt mich Affe im Anzug, obwohl ihr ausseht wie rosa Schweinchen?" Ralph lacht kurz und die Zuhörenden mit ihm. Dann spricht er im energischen Ton weiter, spricht von den Projekten, die er neben seiner Dozenten Tätigkeit an einer Uni in Kumasi koordiniert, von den Unterstützungen, die deutsche Organisationen, Unternehmen und die Regierung zugesagt hätten, davon, dass diese häufig nicht wahr gemacht werden, davon sich jeden Tag wieder neu zu motivieren.
David erzählt, dass er, als er nach Berlin kam dachte, er würde nach ein paar Jahren nach Ghana zurück wollen. Nach einem Jahr und nachdem er in der Bahn von Neonazis zusammengeschlagen wurde wusste er, dass er nach Ghana zurück musste. Er wollte sofort zurück. Aber Freunde - ein Libanese und ein Ghanaer - fragten ihn: "Was wirst du von Deutschland erzählen, wenn du jetzt fährst?“ Und: „Hast du erreicht, weswegen du hierher gekommen bist?" Daraufhin blieb er, kehrte später, wie ursprünglich geplant zurück. "Heute kann ich sagen, was ich an Deutschland mag. Ich danke meinen Freunden dafür!" Sagt er.
Viele Leute erzählen an diesem Vormittag von ihrem Studium in Deutschland und wie schwierig es für sie war einen Job in Ghana zu bekommen, der halbwegs damit zu tun hatte, was sie gelernt hatten und gern machen wollten. Sie ermunterten sich gegenseitig, sich nicht frustrieren zu lassen, beklagten, dass die ghanaische Regierung keine Migrationspolitik betreibe - damit meinen sie vor allem RE-Migration und Re-Integration. Der Brain Gain (Die Zuwanderung/Rückkehr im Ausland gut ausgebildeter Leute) übersteigt deutlich den Brain Drain (Verlust von Fachkräften) - oder würde es, wenn alle Potenziale genutzt würden. Da sind sich alle einig.
Zu Gast sind auch zwei Leute von der GTZ (dt. Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, Regierungsorganisation!). In ihrer Präsentation herrschen Worte vor wie Analyse, Kompetenz, Effizienz, Evaluation. Ihr Film zeigt weiße Herren in Hemd mit Krawatte, Edding und Notizblöcken, Asiaten mit bunten Bauhelmen und Afrikanerinnen mit neuen Nähmaschinen. Es fallen Worte wie Erfahrung, Vertrauen, Partnerschaft, Zuverlässigkeit.
Die GTZ-Leute stellen Zahlen vor, die zeigen sollen, dass die meisten Beschäftigten bei der GTZ "locals" sind, sie werben für Prgramme, die eine Ausbildung in Deutschland oder England ermöglichen. Howard meldet sich und merkt an, er hätte in Deutschland studiert und sich dann bei einer deutschen Entwicklungshilfeorganisation in Ghana beworben. Er wäre abgelehnt worden mit der Begründung, er sei überqualifiziert. "Warum“, fragt er "schickt ihr Leute zur Ausbildung nach Deutschland, wenn ihr sie selbst nicht einstellt?" Die Antwort des GTZ-Mannes: "Wir haben nicht so oft neue Stellen zu besetzen, weil wir uns um kontinuierliche Beschäftigungsverhältnisse bemühen. Wir denken daran, dass unsere Fahrer Familien zu versorgen haben. Darum behalten wir lange dieselben Leute. Vielleicht war das der Grund."
Jemand aus den Reihen der Workshopteilnehmenden ruft: " Aber er hat sich doch mit seiner Qualifikation nicht auf eine Fahrerstelle beworben!" Keine Reaktion von den GTZ-Menschen - vielleicht war der Zwischenruf nicht zu hören.
Ich melde mich und stelle auch eine Frage: "Wenn die GTZ eine deutsche Organisation ist und Deutsche im Ausland beschäftigt, die nach deutschen Maßstäben bezahlt werden plus 'Gefahrenzuschlag', warum gelten dann für den sog. 'local stuff' nicht das deutsche Arbeitsrecht und nicht die deutschen Tarife?"
Der GTZ-Mann sagt, dass Löhne individuell seien und immer persönlich verhandelt würden. Die Höhe des Gehaltes sei eine Frage, wie sehr man eine bestimmte Person wegen ihrer individuellen Ausbildung haben wolle und wie viel die Person für den Job aufgebe. Seine Frau z.B. hätte ihren gutbezahlten Job in Deutschland aufgegeben, um mit ihm hierher zu kommen. So etwas müsse das Gehalt ausgleichen. Was gibt jemand im Verhältnis dazu auf, wenn er schon vor Ort lebe? Und dann fragt der gute GTZ-Mann mich noch grinsend, ob ich mir vorstellen könne, dass man einen Job auch wegen eines Ideals mache und nicht immer alle Leute ans Geld denken.
Ja, denke ich, das habe ich mir vorstellen können - früher irgendwann mal. Es war wohl noch zur selben Zeit, als ich noch nicht wusste, dass gut und gut gemeint Gegensätze sein können.
Und ich frage mich, warum ausschließlich die Fahrer mit den geringen Löhnen viele gute Ideale brauchen, um für die GTZ arbeiten zu können.

Freitag, 12. September 2008

"New Town, straight! New Town, straight!"

...ruft der Trotro-Boz und mir steigt das Adrenalin bis auf Scheitelhoehe. Das Abenteuer kann beginnen!
Unsere aufmerksamen Leserinnen und Leser werden schon vor Wochen gemerkt haben, dass das Trotrofahren von Anfang an unsere Aufmerksamkeit gefesselt hat. Inzwischen kennen wir die wichtigsten Strecken, finden auch die richtigen Minibusse zu entlegenen Zielen, sind schon mit offener Ruecktuer gefahren (siehe Foto), koennen meist passend zahlen und waren mit Kisten unterwegs, die zur Raeumung des Gebaeudes fuehren wuerden, wenn man damit auf den Hof einer deutschen TÜV-Stelle kaeme. Kurz: Wie jedes neue Hobby ist auch das Trotrofahren alltaeglich geworden (wir sehen jeden Tag vier bis sechs Trotros von Innen) und hat etwas an Spannung verloren.
Doch letzte Woche haben wir etwas neues entdeckt. Im Berufsverkehr hoerte ich zum ersten Mal einen Trotroboz "Medina straight" rufen. Ich wollte Ramona von der Uni in Legon, was kurz vor meidina liegt, abholen und so dachte ich mir "straight- eine Direktverbindung. Sehr gut!" und stieg ein. Was ich daraufhin erlebte war mehr als nur die versprochene schnelle Fahrt. Erlaubt mir etwas Werbung:
  • Wollen Sie die Staus auf den Hauptstrassen waehrend des Berufsverkehrs umfahren? Fahren Sie "straight"!
  • Wollen Sie abenteuerliche Seitenstrassen und Feldwege kennenlernen? Fahren Sie "straight"!
  • Wollen Sie an lebhaften Diskussionen der Fahrgaeste ueber die oiptimale Abkuerzung teilnehmen? Fahren Sie "straight"!
  • Wollen Sie einen totalen Fahranfaenger als Trotrofahrer erleben, der beim Abbiegen auch mal im Gegenverkehr rauskommt? Fahren Sie "straight"!
  • Wollen Sie auch bei innerstaedtischen Fahrten mal einen Abkuerzung durch den Wald ausprobieren- Fahren Sie "straight"!
  • Wollten Sie schon immer mal die "2nd Mango Tree Avenue" kennenlernen? Fahren Sie "straight"! (Hey, geile Idee eigentlich, beliebte Strassennamen mehrfach zu vergeben und einfach durchzunummerieren. Wer wuerde sich in der "4. Ernst-Thaelmann-Strasse" in Chemnitz nicht wohlfuehlen?)

Trotos, die "straight" fahren, sind nie teuer als dioe herkoemmlichen, die den festen und bekannten Routen folgen- aber sie sind schneller und abenteuerlicher. Doch wie bei jeder neuen Extremsportart findes sich auch beim "straight"-Fahren ein Weg, den Kick noch zu steigern: "straight"-Fahren nach Einbruch der Dunkelheit. In einer Stadt, die kaum Strassenbeleuchtung hat, erscheint die Frage, ob man sich noch im Hauptstadtgebiet oder schon in den Waeldern der Volta-Region befindet, nicht abwegig, wenn wieder mal minutenlang kein Haus im Licht der Scheinwerfer (sofern der Fahrer sie denn an hat) erscheint.

Doch wie man nicht mal auf kleinen Fluessen ohne Rettungsweste paddeln sollte und man besser nicht ohne Seil klettern, geht auch die Extremsportart "straight"-Trotofahren nicht ohne Absicherung: Genug Geld fuer eine Taxifahrt fuer den Notfall haben wir immer einstecken.

Wie die Rattenfaenger von Hameln

...kommen wir uns vor, als wir durch den kleinen Ort Senya Beraku (siehe Foto "Strandausflug") gehen und uns einen Gruppe von fuenf Kindern auf Schritt und Tritt folgt. Die Strasse fuehrt aus dem Dorf heraus, eine Senke hinab, dort stehen keien Haeuser mehr. Dann wieder einen Huegel hinauf. @Hinter dem Huegel liegt der Ort Fetteh@ sagt uns euner der Jungen. Christian meint, wir sollten nicht weitergehen, nicht aus Senza heraus, solange die Kinder dabei sind, wenn die Leute hier denken, wir wuerden sie mitnehmen wollen. Wir kehren also um, zurueck richtung Ortsmitte- die Kinder hinterher- unter den misstrauischen Blicken einiger Leute, denen wir begegnen.
Einige Minuten zuvor hatten drei Frauen aufgebracht schimpfend und mit den Armen fuchtelnd auf die Kinder eingeredet, die uns auf unserem Spaziergang begleiteten. "Sie sagen, wir sollen euch nicht unsere Namen geben, dann wuerden die Weissen uns mitnehmen!" uebersetzt uns der zwoelfjaehrige Isaac. Er hatte uns angesprochen weil er, wie er sagt, gern mit Leuten aus Europa redet. Er stellte uns Fragen nach Deutschland, in welcher Zeitzone es liege, in welchen Monaten der Schnee falle und ob es Naturkatasptrophen gebe. Dann bat er uns um Zettel und Stift, um uns etwas ueber Senya aufzuschreiben, was wir den Leuten in Deutschland erzaehlen sollten. Doch dann waren die Frauen gekommen und wir beschlossen, dass Isaac den Zettel wegschmeissen sollte.
Wir sind entsetzt ueber die Vorwuerfe, von dem Gedanken daran, ob so etwas wirklich passiere und bitten Isaac zu vermitteln, dass wir sicher niemanden mitnehmen wollen. Die Frauen ziehen weiter aber gluecklich scheinen sie nicht zu sein- wir auch nicht. Isaac meint, so etwas sei noch nicht passiert und er wisse nicht, wie die Frauen darauf gekommen seien. Wir denken an den Fall im Tschad, in dem MitarbeiterInnen einer franzoesischen Hilfsorganisation versucht hatten, eine Gruppe angeblicher Waisenkinder, die keine waren, nach Europa zu bringen.
Am liebsten ware uns, die Kinder wuerden gehen. Wir wollen uns bloss umsehen, versuchen mit den Fischern ueber Artikel, die wir ueber das Fischen vor der ghanaischen Kuestein der Zeitung gelesen hatten. Stattdessen aber versuchen wir nun Isaac und den aufdringlich Geld fordernden Joshua zu erklaeren, dass wir nicht einfach jedem, der uns fragt, Geld geben koennen und das ein paar Cedi auch niemandem langfristig helfen wuerden. Wir seieh hier, um uns zu unterhalten und dann den Leuten in Deutschland von Ghana zu erzaehlen, damit sich grundlegen etwas aendern kann. Das ist natuerlich fuerchterlich abstrakt und wenig zufrieden stellend. Und so hoert Joshua auch nicht auf, nach Geld zu fragen. und tischt uns eine herzzerreissende Story nach der naechsten auf, bei der er sich in offensichtliche Widersprueche verstrickt. Isaac scheint zu ahnen, was wir meinen oder zumindestens hinzunehmen, was wir sagen.
Die Atmosphaere ist drueckend, schwer fuehlen wir die Blicke mancher Leute und angenehmer wird alles auch nicht unbedingt dadurch, dass aus Anlass einer Beerdigung die Autos wild bis an den Rand der Kontrollierbarkeit, hupend und mit johlenden Leuten auf den Daechern durch die wenigen Strassen des Ortes rasen.
So machen wir uns mit gemischten Gefuehlen auf den Rueckweg ins 40km entfernte Accra. Wir haben den Samstagmittag in diesem Ort fuer einige durcheinandergebracht aber (natuerlich) nicht das Bild der Dorfgemeinschaft von Weissen veraendern koennen.
Dafuer war der Erfolg unserer kleinen Tuetenrevolution, den wir am Abend in Dzorwulu verzeichnen konnten, umso erfreulicher:
Die Eigentuemerin unseres Stamm-Supermarktes verkuendet in einem emotionalem Ausbruch, nachdem wir wieder einmal die angebotenen Plastiktueten ablehnen uns unseren Leinenbeutel befuellen lassen, dass diese Plastiktueten schrecklich seien und man sie frueher auch nicht gebraucht haette. Sie werde nun, wenn die Leute nur eine Kleinigkeit kaufen, sagen, dass sie das so tragen koennen. Der Unsinn mit dem vielen Plastik, der die Umwelt verschmutzt, solle sich aendern.
Vielleicht veraendern es doch etwas, manche Dinge einfach anders zu machen als die Meisten, zu beweisen, dass etwas praktisch moeglich ist- ganz konkret und alltagsnah.

Mittwoch, 10. September 2008

Alle Tiere, die auf dem Campus gefangen wurden,

werden versteigert! Insbesondere handele es sich um Schafe und Ziegen. Alle inetressierten Personen seien eingeladen, verkuendet ein offizieller Aushang der Universitaetsverwaltung am Hoersaalgebaeude.
Statt alten Fahrraedern wie auf dem Goettinger Campus, gibt es eben Kleinvieh fuer den Hausgebrauch. Fahrraeder sind hier im Allgemeinen selten in Benutzung.
Die 25000 Studierenden der University of Ghana kommen mit dem eigenen Auto, dem Taxi, im Trotro natuerlich oder wohnen in einem Doppelzimmer in einem der Wohnheime auf und um den Campus., der 1948 gegruendeten Uni in Legon (12 km noerdlich von Accras Zentrum). Der Campus ist ein ruhiger, entspannter, sauberer Ort mit viel Gruen. Die Daecher der Gebaeude sind im japanischen Stil geschwungen und aus roten Ziegeln, die Fensterrahmen sind dunkel und die Waende frisch weiss gestrichen - was von bemerkenswert aufwendiger Pflege zeugt, denn aufgrund der Luftfeuchtigkeit und Hitze schimmeln und verfaerben sich Waende schnell. Alles in allem wirkt die Uni, ihre von Palmen gesaeumten Wege und schlichten Gebaeude sehr einladend - welch angenehmer, ja erfreulicher Anblick nach der Beinah-Genwoehung an die abgewrackten Bausuenden der Goettinger Uni.
Von African Studies und Agriculture ueber Modern Languages, Philosophy und Psychology bis Zoology werden hier zahlreiche Faecher gelehrt und gelernt. Neben Wohnheimen, den Fakultaeten mit den Bueros und den Vorlesungssaelen gibt es auf dem Campus einige Moeglichkeiten zum Essen, ein Gesundheitszentrum, eine Post, Bankautomaten, Internetcafes, Bibliotheken und einen Buchladen.
Die Menschen sind in der Regel entspannt und freundlich, hilfsbereit, zurueckhaltend, aber besorgt, ich koennte zu weit abseits sitzen in der Vorlesung um an den Diskussionen teilzunehmen.
Der Anteil an Frauen und Maennern scheint recht ausgeglichen (wobei es unter den Dozierenden einen Ueberhang zum maenlichen Geschlecht gibt), die meisten der Studierenden sind GhanaerInnen, aber etliche kommen auch aus Nigeria, Angola, Benin, Togo und der Elfenbeinkueste, aus Grossbritanien, den USA, den Niederlanden und Deutschland findet man auch ein paar. So wird in den Lehrveranstaltungen durchweg, aber auch sehr haeufig untereinander auf dem Campus Englisch gesprochen.
Eine Vorstellung ueber die sozialen Schichten, deren die Studierenden wahrscheinlich zu einem grossen Teil angehoeren, entsteht, wenn man sich die wahnsinnig hohen Studiengebuehren ansieht, die gezahlt werden muessen (die genaue Zahl kann ich leider gerade nicht nennen, da die Homepage der Uni jedes Mal den Rechner, von dem aus man sie aufrufen moechte, lahmlegt so vierenverseucht sie ist).
Nachdem wir die ersten 2 1/2 Wochen im 3 Tagestakt fuer jeweils ebenso viele Saetze mit einem Prof, der die Beine ueber die Stuhllehne gehaengt mir von seiner Freundschaft zu einer Goettinger Professorin und deren Mann erzaehlt und mich fragt, ob ich wisse, wann denn eigentlich die Vorlesungen beginen wuerden (er waere nach den Ferien noch nicht up to date), zum Campus gefahren sind, kann ich nun an zwei Vorlesungen teilnehmen. In der einen zu den "Traditional ghanaian social Institutions" sitzen etwa 250 Personen. Die zweite beschaeftigt sich mit "Political Sociology" und wird von etwa 20 Leuten besucht, was kritische Nachfragen seitens der Studierenden ud Diskussionen besser ermoeglicht - mittlerweile ist wohl auch der Prof up to date und haelt die Vorlesung.
Ich empfinde die Atmosphaere an der Uni als angenehm friedlich - besonders jetzt, da ich mich nicht mehr vor der Angriffslust und den harten Schaedeldecken der Schafe fuerchten muss (da haben mich einige Vorfaelle traumatisiert).

Fotos II

1. Austreibung eines guten Geistes in Jamestown



2. Trotrofahrt mit offener Hintertuer



3. Strandausflug

4. In der Fischersiedlung Jamestown



Eintraege zu den Bildern folgen demnaechst.

Dienstag, 9. September 2008

"Stammtischzicke"

...steht auf dem Shirt, das er trägt. Es nahm wahrscheinlich seinen Weg aus einem deutschen H&M, über einen Frauenoberkörper, in einen Altkleidercontainer und tauchte in den Gassen vor dem Makola-Market in Accra bei einem Händler auf, der seine Waren auf eine Mauer hängt. Für wenige Cedis hat er es dort wohl gekauft und weiß mit einiger Sicherheit nicht, was das Wort auf seinem Shirt bedeutet.

Die selbsternannte Stammtischzicke dachte, einem afrikanischen Mädchen eine Freude machen zu können mit dieser Spende. Was sie nicht ahnte: Diese gespendeten Kleider werden hier nicht verschenkt. Sie werden verkauft- an jeder Ecke rund um die Märkte können wir es sehen. Diese Kleider kosten ein paar Cedis- zu viel, wenn man von einem Cedi am Tag lebt, zu wenig, als dass die lokale Textilindustrie mithalten könnte.

Zum Glück gibt es doch viele Personen mit Weltgerechtigkeitsempfinden- nur haben ihre Spenden oft gegenteilige Effekte. Europa hat viel, Afrika hat wenig. Also verschiffen wir etwas von den Ersteren zu den Letzteren- das tut Europa nicht weh und macht Afrika glücklich.
Die G8 versprechen 2007 in Heiligendamm Millionen für die Bekämpfung von Malaria, Tuberkulose und HIV in Afrika. Begrüßenswert! Kurzfristig: Ja, keine Frage! Langfristig: Nein. Afrikanische PatientInnen werden immer am europäischen Tropf hängen, wenn Roche das Patent auf das Malariamedikament Lariam besitzt. Der Konzern verdient an den Versprechen der G8 –falls sie eingelöst werden- und die afrikanische Pharmaindustrie darf keine Generika (das sind gleichwertige Nachahmerprodukte) herstellen. Dafür wurde auf demselben G8-Gipfel gesorgt (siehe dazu: www2.gruene-jugend.de/uploads/g8_spunk.pdf Artikel über die Afrikapolitik der G8).
Drehte die deutsche Regierung den Hahn zu, wenn sie die Good Gouvernance in Gefahr sehe? Das träfe dann aber nicht die Regierung Ghanas, sondern die Zivilbevölkerung. Afrikanische Regierungen werden von europäischen mit Hilfen belohnt, wenn sie nach ihrem Verständnis “gut regieren”- sich selbst zu versorgen hat niemand lernen dürfen und können. Natürlich ist es anerkennenswürdig, wenn europäische Regierungen Gelder zur Verfügung stellen, die beispielsweise in das Gesundheits- oder Bildungssystem investiert werden sollen. Doch denke bitte niemand, dass diese afrikanischen Despoten dann nicht auf die Idee kommen, es nicht mehr für nötig zu halten, selbst in diesen Bereichen Geld auszugeben. Also bauen sie von ihrem eigenen Geld lieber ihre Paläste und Armeen aus. Weniger Staatliche Subventionen in den afrikanischen Ländern findet die Weltbank und IWF (Internationaler Währungsfond) außerdem klasse: Die setzen nämlich auf die Förderung der Wirtschaftlichkeit, um den Staatshaushalt zu sanieren. Dazu muss ordentlich privatisiert werden. Nur leider gibt es hier keine privaten Unternehmen, die aktiv werden können. Dafür gibt es ja die Kirchen und Stiftungen, die Gesellschaften und Vereine in Europa.
Was haben wir am Ende dieser Kette? Hervorragend bezahlte Jobs für EuropärInnen, Almosen für AfrikanerInnen. Wer soll da in Afrika selbstbestimmt handeln?
Wer bestimmt eigentlich, wo wem mit wie viel geholfen wird. Das Geld, das im bundesdeutschen Haushalt für Entwicklungshilfe, Krisenprävention vorgesehen ist, wandert lange. Es beginnt seinen Weg in den Ministerien: BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) oder AA (Auswärtiges Amt). Von dort wird es weiter verteilt: DED (Deutscher Entwicklungsdienst), GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit), EED (Evangelischer Entwicklungsdienst) und die politischen Stiftungen. Von dort aus wird es vor Ort an lokale Projekte verteilt. Wie viel welche politische Stiftung bekommt, hängt von der Anzahl der Sitze der jeweiligen Parteien im Bundestag zusammen. D.h., die Art der unterstützen Projekte hängt mittelbar mit der Meinung des deutschen Volkes zusammen. Das kann für Afrika gut sein, muss aber nicht. Wer kann nicht nachvollziehen, dass Deutsche erst an ihre eigenen Wirtschaft denken und dann an die afrikanische und wer sagt, dass die Stiftungen nicht auch so denken? Der Verwaltungsapparat verschlingt Unmengen des Geldes, das ursprünglich bereitgestellt wurde und die Leute, die hier vor Ort für die verschiedenen Institutionen arbeiten- und da meinen wir die deutschen EntwicklungshelferInnen und nicht die ghanaischen MitarbeiterInnen- verdienen weit mehr, als man für ein Otto-Normal-Leben hier und in Deutschland braucht. Das sind keine altruistischen Gutmenschen! Man sieht sie du Dutzenden auf den Straßen und in den Bussen Accras.
Einer dieser Menschen schwärmt für Afrika, arbeitet in der H.S./Stiftung in Accra, sitzt gemeinsam mit uns Sonntag beim Frühstück und spricht davon, dass manche Menschen hier “kein Bildungsniveau” hätten. Solche Aussagen missachten, dass es in einer außereuropäischen Gesellschaft Wissensbestände gibt, die durch soziale Institutionen vermittelt werden, die sich vom deutschen Bildungskonzept unterscheiden und sich mit deutscher Prüfungs- und Abfragemethodik nicht messen lassen. Dass dies im Rahmen der Globalisierung der Wirtschaft, steht außer Frage und soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden.

2005. Ich bin gerade mit der Schule fertig und meine, die Welt retten zu müssen. Nicht damit, dass ich mein Abi-T-Shirt “Ein Drama in 13 Akten” nach Afrika schicke, sondern ich steige selbst in ein Flugzeug nach Nairobi. Mein Weltrettungsversuch beginnt und endet damit, dass ich einem dürren Mädchen in Barkorwa ein paar Kekse in die hand drücke. Wenige Minuten später bin ich von 50 bettelnden Kindern umringt. Unverständnis und Streit bricht aus: Ich habe auch Hunger! Warum sie und nicht ich? Und morgen?
In den folgenden Wochen merke ich, dass ich für mein persönliches Heldentum jemanden einen Arbeitsplatz nehme, wenn ich in der Schulbibliothek Bücher einschlage.
In den folgenden drei Jahren lernen ich, was Globalisierung theoretisch ist, ich erfahre von der WTO (World Trade Organization) und dem patentrecht, lese Texte über Schutzzölle und importierte Produkte.
Zum Büchereinschlagen war ich sowieso zu ungeschickt und mein Englisch ist zu schlecht, als dass ich hätte den SchülerInnen in Kenia etwas Neues beibringen können. Also habe ich viel mit den Leuten gequatscht über Religion, Geschlechterrollen, Vorstellungen von Europa, kenianische Geschichte. Und ich habe gelernt, wie man Wasser aus einem Brunnen schöpft, Feuer im Ofen entfacht, Ugali zubereitet und wie lange es dauert für eine E-Mail 40km auf einer Schotterpiste in die nächste Stadt zu fahren.
Ich habe gemerkt, wie vielschichtig die alltäglichen und außergewöhnlichen Prozesse sind: Wer könnte behaupten, sie komplett zu durchschauen. Sie funktionieren zuverlässig und nachhaltig! Wer könnte sich der Illusion ergeben, etwas verändern zu können. Natürlich ist es leichter zu sagen, was alles schlecht läuft, als sich weit aus dem Fenster zu lehnen und einen Änderungsantrag an die Welt zu stellen.

Doch wenn mich jemand fragt, dann habe ich ein paar Stichworte, über die wir diskutieren können: Ernährungssouveränität, Patentrechtsreform, Schutzzölle, Ende der Agrarsubventionen in den OECD-Staaten und einen fairen Welthandel, der auf reflektiertem Konsum der EndverbraucherInnen basiert.
J. J. Rawlings, ehemaliger Präsident Ghanas, kommentierte den G8-Gipfel 2005 und die beschlossenen Hilfen für afrikanische Länder in einem Artikel: ”I would also have preferred to see some discussions on fair trade, rather than aid to create substainable development.”
Ich bin nicht gänzlich gegen jede Hilfe. Mein tiefster Respekt gebührt denjenigen, die in Krisenregionen lebensrettende Maßnahmen leisten wie den MitarbeiterInnen des Roten Kreuzes und von “Ärzte ohne Grenzen”.
Der Wissenstransfer ist wichtig und sollte von Studierenden und ArbeitnehmerInnen getragen werden. Interkulturelle Begegnungen sind wichtig, damit Vorurteile abgebaut werden. Ganz grob umrissen gibt es zwei Ebenen, auf denen Veränderungen initiiert werden müssen: Staatliche und zivilgesellschaftliche. Staaten müssen aufhören, inkoheränt zu handeln und Rahmenbedingungen schaffen, damit wirtschaftliche AkteurInnen es auch nicht können. In der Zivilgesellschaft muss ein Bewusstsein für globale Zusammenhänge entstehen und praktischen Niederschlag in jeder Handlung finden.

Wenn mich jemand fragt, ob ich in Ghana gewesen bin, weil ich Entwicklungshelferin bin, dann sage ich: “Wenn Du meinst, dass ich helfen möchte, den Stammtischzicken, dem Frauenfußball Stramme Mädels e.V. und www.leckeresseninkleinkleckersdorf.de eine Bewusstsein von global-politischen Zusammenhängen zu entwickeln. Ja, dann nenne ich mich Entwicklungshelferin.” Dafür gehe ich in Ghana 8 Wochen zur Uni und versuche, mit Leuten zu sprechen. Ich versuche, gegen die Ungerechtigkeiten anzulernen, sie nieder zu schreiben und kaputt zu diskutieren.