Mittwoch, 27. August 2008

arm - aermer - am aermsten

Armut ist immer relativ zu betrachten: Wer ist mehr, wer ist weniger arm als jemand anderes und von Land zu Land ist man ab einem anderen Punkt arm. Wenn wir sagen, dass die Menschen in Ghana nicht die Aermsten unter den Armen sind, aber noch immer viel weniger reich, als wir in Europa - was ist damit gemient?
Eine weitlaeufige Definition von relativer Armut heisst: Arm ist, wer weniger als 50% des Durchschnittseinkommens in einem Land zur Verfuegung hat. Das ist wenig greifbar, wenn wenig Wissen ueber die Einkommensverhaeltnisse und die Preise in einem Land besteht. Ausserdem ist dies schwierig zu messen, wenn eine grosse Zahl der Menschen im sog. informellen Sektor beschaeftigt sind, d.h. keine offiziellen Daten ueber die Hoehe des Einkommens verfuegbar sind und diese auch sehr unregelmaessig sein kann.
Also ganz konkret gesprochen:
In Ghana haben 75% der Menschen weniger als 2 $ am Tag zur Verfuegung. 50% muessen sogar mit weniger als einem Dollas am Tag auskommen. Nicht so schlimm, weil in einem "armen" Land wie Ghana die Preise nciht so hoch sind? Man bekomme mehr dafuer, als wir in Deutrschland fuer diesen Betrag kaufen koennten? Weit gefehlt! Ein Laib Weizenbrot kostet derzeit 1,50 Ghana-Cedis (1 Ghana-Cedi entsprciht in etwa einem US-Dollar). Und die Preise steigen staendig, da Weizen importiert wird und alle Importprodukte in den letzten Momaten rasant teurer wurden. 1,5 Liter Mineralwasser kosten etwa 70 GP ("Cent"). Fuer einen Cedi bekommt man ein Dutzend kleiner Banenen - mehr nicht.
Das klingt nun wieder nach ziemlich grossem Elend. Und doch ist es das nciht - im Verhaeltnis zu anderen afrikanischen Staaten.
Denn immerhin haben in den Staedten 91% der Leute Zugang zu (sauberen) Leitungswasser (auf dem Land sind es etwa 64%) und die medizinische Versorgung ist nciht so desastroes, wie in manch anderen Staaten. Die (relativ) gute Ernaehrungs- und Gesundheitssituation schlaegt sich z.B. offensichtlich in der steigenden Lebenserwartung niedr.
Wer in Deutschland arm ist, dem/der fehlt auch oefter eine warme und vor allem ausgewogene Mahlzeit - und hat in Folge dessen eine geringere Lebenserwartung als die menschen gutsituierter Schichten Deutschlands. Aber wer in Deutschland arm ist, hat auf jeden Fall trinkbares Leitungswasser zu Hause und wird im Krankenhaus versorgt. So unterscheidet sich die Kindersterblichkeit zwischen den vrschiedenen Schichten in Deutschland nicht (oder zu mindest nciht erheblich). In Ghana ist sie jedoch in den aermeren Schichten signifikant hoeher, als in wohlhabenden. Wer in Ghana arm ist, fehlt viel schneller als in Deutschland das existentiell Notwendige und hat mit einer hoeheren Wahrscheinlichkeit immer noch ein bisschen mehr zum (Ueber-)Leben, als Arme in anderen afrikansichen Staaten.
So kann furs Erste Armut in Ghana anschaulich beschrieben werden.

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