Montag, 18. August 2008

"This is the way we carry our children."

...sagte Joseph, den wir seit 10 Minuten kannten, der seit 9 Minuten unser selbsternannter Guide und seit 6 Minuten auch noch unser "brother" war und zeigte uns ein Bild, auf dem eine ghanaische Frau klar erkennbar ihr Kind trug. Alles klar also! Doch wesentlich spannender ist, wie eben diese Frauen mit ihren Kindern, ihren Einkaufstueten, ihren Kisten und all diesen anderen Menschen durch die Stadt befoerdert werden: in Trotros.
Ein Trotro, das ist eigentlich wie ein deutscher Stadtbus- nur dass es keine festen Haltestellen hat, nur 14 Sitzplaetze hat- wo aber auch mal 18 Leute reinpassen-, man immer, wenn jemand ausgestiegen ist, einen Platz nach hinten durchrutscht, damit neue Fahrgaeste Platz haben, die Fahrziele bestaendig aus dem Fenster gerufen werden, alle zwei Minuten eines kommt, dass es mit Hupen um Fahrgaeste wirbt und dass die Preise sich nach der jeweilig gefahrenen Strecke richten und nicht auf "Tarifzonen" beruhen. Es gibt also keine verschriftlichten Fahrplaene, keine markierten Haltestellen, und keine zeitlich festgelegte Taktung. Das waere einfach nicht realisierbar: der dichte Verkehr laesst keine Prognosen ueber die Fahrdauer zu, Strassenschilder gibt es selten und wie die Strassen heissen, interessiert die Leute noch weniger. Orientierung bieten die "Circles", die Schnittstellen der grossen Strassen, markante Punkte wie bestimmte Gebaeude oder Maerkte z.B..
Was uns zunaechst als willkuerliches Gehupe, aufdringliches Geschrei und planloses Umhergegurcke erschien, entpuppt sich uns bereits am zweiten Tag als ein funktionierendes System des Alltags, das das ganz normale Leben Accras am Laufen haelt. Ein Trotro kommt irgendwann, hat Platz oder auch nicht und die Ein- und Aussteige sind flexibel- aber es kommt ganz sicher, nimmt Dich mit, die Leute machen Platz, hat eine zuverlaessig immer gleiche Strecke und laesst Dich auf dieser raus, wo es Dir am besten passt. Alles laeuft! Es funktioniert und wir machen mit: Ramona quatscht mit den Leuten ueber das gewuenschte und angebotene Fahrziel, Christian haelt Ausschau nach den optimalen Aus- und Umstiegspunkte und alle Leute helfen, dass wir sowohl das richtige Trotro erwischen als auch die Kommunikation zwischen dem Trotro-Boy und uns klappt.
Ein Trotro ist, wie gesagt, ein ganz normales Verkehrsmittel, das seine Fahrgaeste klappernd, hupend und ein bisschen zusammengequetscht von A nach B bringt.

1 Kommentar:

Christina hat gesagt…
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