Montag, 6. Oktober 2008

"Alles kein Problem- der Terminator wartet auf euch."

meint Kingsley am Handy zu Ramona.
"Wer?" fragt Ramona ungläubig "Der Terminator?"
"Ja, das ist ein Freund von mir. Er weiß, dass ihr kommt und lässt euch rein. Wo seid ihr denn jetzt?"
Das wissen wir auch nicht so genau: Aus dem Trotro Richtung Krokobite wurden wir, obwohl wir bis zur Endstation bezahlt hatten, zu unserer Verwunderung schon an der Hauptstraße rausgeschmissen. Ein hilfsbereiter junger Mann ging dann mit uns eine Abzweigung von der Hauptstraße hinunter und meinte, wenn wir nach Krokobite wollten, sollten wir hier in ein Taxi steigen. Er sitzt neben Ramona im Wagen und sie gibt ihm unser Handy mit der Bitte, Kingsley zu erklären, wo wir sind. Die nächsten Minuten findet eine angeregte Dreierdiskussion auf Twi zwischen dem Taxifahrer, dem jungen Mann mit unserem Handy und Kingsley statt, der uns für Sonntag Mittag zum Grillen in sein "kleines Strandhäuschen" eingeladen hatte, nun aber, statt uns dort zu erwarten, mit seiner Familie ein paar Leute vom Flughafen abholen muss.
"Ok, ok" sagt der junge Mann, gibt mir das Handy zurück- und steigt aus. Uns bleibt nur zu hoffen, dass er dem Fahrer erklärt hat, wo wir hin wollen.
Die Fahrt geht weiter durch eine Besiedlung an der Atlantikküste und schließlich stehen wir vor einem fast fertig gestelltem Gebäude mit einladenden Strohschirmen auf der Dachterrasse. Es scheint uns eher eine kleine Hotelanlage im Bau als Kingsleys "Wochenendhütte" zu sein, von der er uns erzählt hat. Der Fahrer schlägt vor, Kingsley noch mal anzurufen. In dem kurzem Gespräch zwischen Taxifahrer und Kingsley scheint sich herauszustellen, dass wir doch richtig sind. Der Fahrer gibt uns das Telefon, steigt aus und beginnt rufend an der Eingangstür zu rütteln. Kingsley sagt zu Ramona: "Schön, dass ihr da seid!"
"Ja, wäre auch schön, wenn Du auch hier wärst." quiekt sie vor Lachen ob der latent absurden Situation ins Handy.
"Wenn alles gut läuft, bin ich in einer dreiviertel Stunde da. Terminator ist bestimmt noch in der Kirche. Aber wenn er kommt, lässt er euch auf die Terrasse. Genießt die Aussicht. Bis später!"
Tatsächlich kommt ein paar Minuten später ein Mann mit Frau und Kind und stellt sich uns ganz trocken als Terminator vor. Der Taxifahrer, uns nun in guten Händen wissend, zieht von dannen.
Auf der Dachterrasse sitzend wundern wir uns noch einen kurzen Moment darüber, dass uns der Trotro-Mate- wie auch immer er das wissen konnte- an der richtigen Stelle hat aussteigen lassen und warum wohl jemand Terminator genannt wird. Aber dann genießen wir die Aussicht auf den sauberen (!!!) weißen Sandstrand, lauschen dem Wellenrauschen und beobachten eine Rinderherde, die durch Kingsleys Vorgarten zieht und eine Trinkpause an seinem Fischteich macht und die Kingsley später zusammen mit seinem 9-jährigen Sohn per Steine werfen und Rinderhirten anmotzen vertreibt.
So ist dann auch der Weg zum Strand frei und wir stürzen uns in den kühlen Wellengang des Atlantiks. Kaum bewegt sich Christian drei Meter von Ramona weg, wird sie mal wieder sofort von zwei Typen angequatscht, die mit Bier in der Hand auf einer Piroge sitzen. Nachdem Ramona erwähnt, sie würde hier nur auf ihren "husband" warten, der noch eine Runde schwimmt entwickelt sich ein recht interessantes Gespräch über ghanaische und US-amerikanische Politik. Sich als Ehepaar darzustellen hat sich in den letzten zwei Monaten als Abschreckungsmassnahme bewährt. Es schadet ja auch nicht, meinen wir, das schon mal zu üben und sich daran zu gewöhnen.
Später am Abend gibt es noch Reis mit leckerer Gemüse-Fischsoße und ghanaisches Bier auf der Dachterrasse.
So klingt ein gelungener, alles in allem doch sehr entspannter, letzter Abend an der westafrikanischen Küste aus. Bei aller Vorfreude auf Kaffee, rohes und ungeschältes Gemüse, nichtsüsse und vegane Brotaufstriche und herbstliche Temperaturen, die Christian ab morgen früh wieder genießen wird, werden wir da doch etwas sentimental und romantisch.



DOCH nur weil Christian heute abend in den Flieger richtung Europa steigt, heisst das nicht, dass auf diesem Blog nichts mehr berichtet wird. Schliesslich liegen noch 2,5 Wochen vor Ramona, in denen sie das Geschehen in Ghana weiterhin beobachten und beschreiben wird. Und es verspricht spannend zu werden- die Praesidentschaftswahlen ruecken naeher!

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