Mittwoch, 15. Oktober 2008

Von Angesicht zu Angesicht - was GhanaerInnen einer Deutschen sagen

Ich möchte euch, liebe LeserInnenschaft, an dieser Stelle an einigen Statements und Gesprächsauszügen teilhaben lassen, die für mich recht eindrücklich waren - ich lasse sie weitestgehend unkommentiert. Das eine oder andere war Anlass zu amüsanten bis hitzigen Diskussionen. Und ich hoffe, das wird sich in bei euch und uns zu Hause fortsetzen.

"Afrika ist wie ein Altenheim: Alte Autos, Computer und Kühlschränke, die ihr in Europa nicht mehr wollt, werden hierher importiert um zu sterben."

"Sorry! Sorry! Sorry! Das ist alles, was du von der deutschen Botschaft kriegst - du kriegst kein Visum, keine Begründung, nicht dein Geld zurück, das du schon bezahlt hattest!"

Ein kleines Mädchen neben mir an einer Trotrohaltestelle, müde und verträumt, mit Blick auf den Feierabendstau: "Es gibt so viele Autos. Aber keines für uns."

"Du kannst die besten Maschinen herbringen aus Europa. Sie werden dir in der Hitze der Tropen nichts nützen, wenn du feststellst, dass sie gemacht sind, um im Schnee zu arbeiten. So kann es auch mit politischen Lösungen sein."

"Es geht mir nicht darum, dass jede Person ein Visum für Deutschland bekommen soll. Was mich wütend macht ist, wie die Leute in der Botschaft behandelt werden. Warum lächeln sie dich da noch nicht einmal an, wenn du sie anlächelst – nachdem du Stunden in der Schlange in er Hitze gestanden hast!?"

"Wenn ich in Deutschland bin, fühle ich mich ganz anders als hier. Hier bin ich entspannt. In Deutschland bin ich immer angespannt, immer abwehrbereit. Ich weiß genau, da wird immer ein blöder Spruch kommen von irgendeinem beamten am Flughafen oder von jemanden auf der Strasse."

"Wenn ich Präsident Ghanas wäre, würde ich es genauso schwierig für euch machen nach Afrika zu kommen, wie es für uns ist nach Europa zu kommen. Ihr sollt genauso leiden, den Schmerz fühlen. Vielleicht versteht ihr es dann, wie ungerecht das ist."
- "Glaubst du, dass würde irgendetwas besser machen? Ich glaube, dann würden viele Leute aus Europa einfach sagen: 'OK. Dann gehe ich nicht nach Afrika!' Die Gründe von Europa nach Afrika zu gehen oder andersherum sind doch unterschiedlich - oder nicht?"
"Ja, aber ihr versteht unsere Gründe nicht."

"Das ist der neue Präsidentenpalast. Er wird gebaut von indischem Geld. Ist das nicht peinlich: Manche Leute haben hier kein Wasser, aber so ein Ding wir gebaut. Ist dem das nicht peinlich au der einen Seite für seine Leute betteln zu gehen und auf der anderen Seite in so einem Palast zu wohnen? Und ihr in Deutschland? Wie lange wollt ihr noch mit ansehen, dass diese Entwicklungshilfe nicht effektiv ist?"

"Wenn der Präsident von Ghana entscheiden würde, dass keine Weißen in den Ferien nach Ghana reisen dürfen, dann würde er sofort abgewählt. Ganz sicher. Und das wäre richtig. Sind die Leute nicht freundlich hier zu dir? Hattest du Schwierigkeiten ein Visum für Ghana zu beantragen? Hat dich jemand gefragt, ob du Twi oder Englisch verstehst? Bitte erkläre mir, warum ihr Deutschen nicht wollt, dass ich bei meinem Ehemann in Deutschland lebe!"

"Deutschland ist bereits entwickelt. Ihr braucht die Migranten nicht so sehr, wie wir sie brauchen!"

"Wenn du reich bist, bist du mobil. Wenn du arm bist, migrierst du."

"Sei ehrlich! Wärest du nach Afrika gekommen, wenn du wüsstest, dass du vielleicht nicht wieder zurück könntest?"
- "Nein."
"Siehst du, davor habe ich Angst. Für die ist es leicht nach Afrika zu kommen und wieder nach Europa zu gehen."
-"Lass mich einen bösen Scherz machen: Es ist für dich als Afrikaner nicht schwer nach Afrika zurück zu kommen. Verbrenne dein Visum, remple einen Polizisten an und schneller als du dir vorstellen kannst, bringen sie dich zum Flughafen. Sie zahlen sogar für deinen Rückflug."
Lachen.
"Du meinst, sie schieben mich ab?"
- "Ja."
"Ich spreche aber nicht davon physisch zurück zu kehren. Ich habe Angst nach Europa zu gehen, weil dann vielleicht mein Denken nicht mehr nach Afrika passen würde."

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