Mittwoch, 10. September 2008

Alle Tiere, die auf dem Campus gefangen wurden,

werden versteigert! Insbesondere handele es sich um Schafe und Ziegen. Alle inetressierten Personen seien eingeladen, verkuendet ein offizieller Aushang der Universitaetsverwaltung am Hoersaalgebaeude.
Statt alten Fahrraedern wie auf dem Goettinger Campus, gibt es eben Kleinvieh fuer den Hausgebrauch. Fahrraeder sind hier im Allgemeinen selten in Benutzung.
Die 25000 Studierenden der University of Ghana kommen mit dem eigenen Auto, dem Taxi, im Trotro natuerlich oder wohnen in einem Doppelzimmer in einem der Wohnheime auf und um den Campus., der 1948 gegruendeten Uni in Legon (12 km noerdlich von Accras Zentrum). Der Campus ist ein ruhiger, entspannter, sauberer Ort mit viel Gruen. Die Daecher der Gebaeude sind im japanischen Stil geschwungen und aus roten Ziegeln, die Fensterrahmen sind dunkel und die Waende frisch weiss gestrichen - was von bemerkenswert aufwendiger Pflege zeugt, denn aufgrund der Luftfeuchtigkeit und Hitze schimmeln und verfaerben sich Waende schnell. Alles in allem wirkt die Uni, ihre von Palmen gesaeumten Wege und schlichten Gebaeude sehr einladend - welch angenehmer, ja erfreulicher Anblick nach der Beinah-Genwoehung an die abgewrackten Bausuenden der Goettinger Uni.
Von African Studies und Agriculture ueber Modern Languages, Philosophy und Psychology bis Zoology werden hier zahlreiche Faecher gelehrt und gelernt. Neben Wohnheimen, den Fakultaeten mit den Bueros und den Vorlesungssaelen gibt es auf dem Campus einige Moeglichkeiten zum Essen, ein Gesundheitszentrum, eine Post, Bankautomaten, Internetcafes, Bibliotheken und einen Buchladen.
Die Menschen sind in der Regel entspannt und freundlich, hilfsbereit, zurueckhaltend, aber besorgt, ich koennte zu weit abseits sitzen in der Vorlesung um an den Diskussionen teilzunehmen.
Der Anteil an Frauen und Maennern scheint recht ausgeglichen (wobei es unter den Dozierenden einen Ueberhang zum maenlichen Geschlecht gibt), die meisten der Studierenden sind GhanaerInnen, aber etliche kommen auch aus Nigeria, Angola, Benin, Togo und der Elfenbeinkueste, aus Grossbritanien, den USA, den Niederlanden und Deutschland findet man auch ein paar. So wird in den Lehrveranstaltungen durchweg, aber auch sehr haeufig untereinander auf dem Campus Englisch gesprochen.
Eine Vorstellung ueber die sozialen Schichten, deren die Studierenden wahrscheinlich zu einem grossen Teil angehoeren, entsteht, wenn man sich die wahnsinnig hohen Studiengebuehren ansieht, die gezahlt werden muessen (die genaue Zahl kann ich leider gerade nicht nennen, da die Homepage der Uni jedes Mal den Rechner, von dem aus man sie aufrufen moechte, lahmlegt so vierenverseucht sie ist).
Nachdem wir die ersten 2 1/2 Wochen im 3 Tagestakt fuer jeweils ebenso viele Saetze mit einem Prof, der die Beine ueber die Stuhllehne gehaengt mir von seiner Freundschaft zu einer Goettinger Professorin und deren Mann erzaehlt und mich fragt, ob ich wisse, wann denn eigentlich die Vorlesungen beginen wuerden (er waere nach den Ferien noch nicht up to date), zum Campus gefahren sind, kann ich nun an zwei Vorlesungen teilnehmen. In der einen zu den "Traditional ghanaian social Institutions" sitzen etwa 250 Personen. Die zweite beschaeftigt sich mit "Political Sociology" und wird von etwa 20 Leuten besucht, was kritische Nachfragen seitens der Studierenden ud Diskussionen besser ermoeglicht - mittlerweile ist wohl auch der Prof up to date und haelt die Vorlesung.
Ich empfinde die Atmosphaere an der Uni als angenehm friedlich - besonders jetzt, da ich mich nicht mehr vor der Angriffslust und den harten Schaedeldecken der Schafe fuerchten muss (da haben mich einige Vorfaelle traumatisiert).

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